Ulrike Draesner

Schwitters

Roman
Cover: Schwitters
Penguin Verlag, München 2020
ISBN 9783328601265
Gebunden, 480 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Wie fängt man eine Zukunft an, die eigentlich schon aufgehört hat? Mit einem Streifen Meer zwischen sich und seiner Heimat, seiner Sprache, sich selbst? Kurt Schwitters ist 49, als ihn die Nationalsozialisten zur Flucht aus Hannover zwingen. Sein Erfolg, Werk, Besitz, die Eltern und seine Frau Helma bleiben zurück. Die Kunst weicht der Kunst des Überlebens. In Norwegen, London und endlich dem Lake District beginnt Schwitters' zweites Leben in fremder Sprache. Wantee, die neue Frau an seiner Seite, hält ihn auf Kurs und seinen Kopf über Wasser, selbst als der Wortkünstler verstummt. Im Merzbau hat Schwitters einen anderen Weg gefunden, um Himmel und Heiterkeit, das Funkeln der Wiesen und die Durchsichtigkeit der Luft einzufangen. Mit irrwitziger Disziplin, bis zur Erschöpfung. Wer ihn dabei beobachtet, begreift: Kunst bildet die Welt nicht nach. Sie übersetzt sie in Formen, die uns berühren. n ihrem Roman folgt Ulrike Draesner dem Schriftsteller und bildenden Künstler Kurt Schwitters ins Exil. Es sprechen Kurt, seine Frau, sein Sohn, seine Geliebte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2020

Für Rezensent Stefan Trinks unternimmt Ulrike Draesner nicht weniger, als dem im Exil verstummten Sprachkünstler Kurt Schwitters seine Sprache zurückzugeben. Dabei findet Trinks Draesners Roman sprachlich gar nicht durchweg schön. Doch darum kann es nicht gehen, findet er, wenn es um Schwitters geht. Draesner macht das ganz gut, so Trinks, Schwitters' Kunst und Denken und Sprache in den Text hineinzunehmen. Und Autofiktion ist hier sowieso angebracht, weil die Quellen schwach sind, erklärt Trinks. Für den Rezensenten ein fesselndes, das tragische "Seelendrama" im Exil glaubwürdig und nachfühlbar wiedergebendes Buch.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.09.2020

Carsten Hueck bewundert Ulrike Draesners Schwitters-Roman. Der Autorin gelingt es laut Hueck, den Ausnahmekünstler und sein Werk gleichsam von innen begehbar zu machen. Verlust, Flucht, Exil, ein Leben als Collage beschreibt Draesner in Spiegelungen, intelligent und wortmächtig wie der Künstler selbst. Dass der Band weder Biografie noch wissenschaftliche Arbeit ist, sondern historisches Material in einer verführerischen "vielschichtigen Komposition" zum Leben erweckt, gefällt Hueck vorzüglich.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.08.2020

Richard Kämmerlings fasziniert an Ulrike Draesners Roman über den "englischen Kurt Schwitters" das Thema der Verwandlung. Wie sich Schwitters und seine Arbeit im englischen Exil veränderten, wie die Kluft zwischen Innen- und Außenwelt immer weiter aufreißt, die Welt kleiner wird, vermittelt Draesner laut Kämmerlings theoretisch versiert und mit der eigenen Erfahrung des "Springens" zwischen den Sprachen. Dass die Geschichte dabei für den Leser und seine Einbildungskraft offen bleibt, erscheint Kämmerlings als weitere Qualität des Buches.