Ulrich Fischer

Asbest

Franz Kafka als Unternehmer
Cover: Asbest
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835352391
Gebunden, 200 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Gift für Leib und Seele: Franz Kafka war nicht nur Versicherungsbeamter, sondern auch Industrieunternehmer. Dass Franz Kafka als promovierter Jurist sein kurzes Berufsleben in der Versicherungsbranche Prags verbracht hat, ist bekannt. Weithin unbekannt dagegen ist seine Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens "Prager Asbestwerke Hermann & Co.". Finanziell vom Vater ausgestattet, gründete er 1911 zusammen mit seinem Schwager Karl Hermann eine Asbest- und Gummifabrik zur Herstellung von Dichtungen für die aufblühende Automobil- und Flugzeugindustrie. Nicht nur der Erste Weltkrieg und die Unfähigkeit der Akteure führten dazu, dass dieses Abenteuer scheiterte, während das neue Wundermaterial in völliger Unkenntnis der Toxizität einen jahrzehntelangen Aufstieg vor sich hatte: Kafka erkannte schnell, dass ihn die Unternehmertätigkeit an die Grenze seiner Überlebensfähigkeit bringen würde. Mit seinem Buch fügt Ulrich Fischer unserem Kafka-Bild wesentliche Facetten hinzu: hatte Franz Kafka als Versicherungsbeamter unter Regelungen und Vorgesetzten zu leiden, belastete ihn als Unternehmer zunehmend die Verantwortung - auch für sein Verhalten, das wohl oft die Grenze zum Illegalen streifte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.07.2023

Kafka, erzählt Rezensent Stephan Finsterbusch, hat sich auch mal als Unternehmer versucht. Hat nicht geklappt, trotzdem fand der Kritiker die Geschichte der 1912 gegründeten Prager Asbestwerke Hermann & Co. höchst lesenswert.  Die Gründer waren Karl Hermann und Franz Kafka, erfahren wir, die sich zwar nicht besonders grün waren, aber beide den Wunsch hatten, mit wenig Arbeit viel Geld zu verdienen. Sechs Jahre dauerte es, dann war die Firma am Ende. Kafka hatte nicht das Zeug zum Unternehmer, er hatte nicht mal das Zeug zu einem guten Arbeitgeber, erzählt Finsterbusch. Bevor das Finanzamt ihn für die hinterlassenen Schulden haftbar machen konnte, starb Kafka an Tuberkulose.  So weit die Geschichte, die Autor Ulrich Fischer erzählt, die nicht nur ein neues Licht auf den Schriftsteller wirft, sondern auch "stellenweise geradezu packend zu lesen" ist, versichert der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.11.2022

Was Kafka mit einer Asbest-Fabrik zu tun hatte, können interessierte Leser*innen jetzt in Ulrich Fischers "Asbest" nachlesen, wie Sieglinde Geisel erörtert. Kafka sei durch seinen Vater zu einer Beteiligung an der Fabrik genötigt worden, obwohl er keinerlei unternehmerisches Talent aufwies. Wie die Rezensentin referiert, war das für den Schriftsteller eine enorme Belastung und das schon ohne das Wissen, wie gefährlich Asbest ist. Kafka habe nur schreiben und nicht durch lästige Lohnarbeit gestört werden wollen. Manche erläuternden Passagen sind Geisel etwas zu lang und detailverliebt, aber sie schätzt die Bemühungen Fischers, gerade auch die Tagebuchzitate des Dichters in einem neuen Licht scheinen zu lassen.