Ulf Poschardt

Über Sportwagen

Cover: Über Sportwagen
Merve Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783883961729
Kartoniert, 157 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Besonders Sportwagen haben mythische Strahlkraft entwickeln müssen, weil das Auto seine Funktionalität im Sinne eines Fortbewegungsmittels zunehmend einbüßt. Bevor jedoch das Automobil ökologisch entsorgt werden kann, muss eine kulturelle Entsorgung ermöglicht werden. Der Sportwagen, sagt McLuhan, ist die Zukunft des Automobils - die es als Gebrauchsgegenstand längst verloren hat. Poschardts Text manövriert zwischen kurvenreicher Raserei und dem Stillstand im Museum oder der Garage. Die Fahrer von Sportwagen werden gemustert, ebenso wie das Auftreten des Sportwagens in Literatur, Kunst und Film. Dominant sind dabei die Praktiken der Flucht, der Verfolgung, der Jagd, des Krieges: des Todestriebes.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.05.2002

Wozu den neuen Poschardt lesen? Nicht um ihn "nach einem Wort von Deleuze und Guattari" zu verstehen, schlägt Elke Buhr in ihrer durchaus mit dem Autor sympathisierenden Rezension vor, sondern um ihn zu benutzen. Verstanden hat sie Poschardt offensichtlich (und trotz "gewisser allgemeiner Schwafeligkeiten über die Post- oder Spätmoderne") aber dennoch, vor allem in seiner Intention, die Prophezeiung McLuhans vom Verschwinden des Automobils kulturell voranzutreiben und die zwangsläufige Entsorgung quasi mit den Mitteln der Kulturwissenschaft vorzunehmen. Allerdings, so die Rezensentin, liege der Verdacht nahe, "dass Poschardt all das nur schreibt, um die anderen Sportwagenbesitzer von der Straße zu kriegen und selbst in seinem roten Ferrari davonzubrausen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.03.2002

Julia Enckes Besprechung der Abhandlung "über Sportwagen" erinnert ein wenig an die Art, wie man auf einen vorbeifahrenden Ferrari eben reagiert: beeindruckt ist man schon, gibt dies aber höchstens mit süffisantem Unterton zu. So schreibt sie über Poschardts Buch, es sei natürlich alles andere als ein Traktat, auch wenn es so daherkomme, vielmehr die Autobiografie eines Sportwagenfahrers und ein "Psalter für die Gemeinde". Der Ferrari-Fahrer ist, wie Encke Poschardts Psychologisierung umreißt, etwas wahrnehmungsbeschränkt (wegen der kleinen Heckfenster), hasst es, überholt zu werden, und freut sich über die Langsameren. Aufgepeppt werde die Abhandlung mit umfangreichem Theorie-Werkezeug: Barthes, McLuhan, Adorno und Virilio. Encke findet das "sportlich", wundert sich aber, dass Poschardt stellenweise den Tonfall 'totaler Mobilmachung' ganz "ungebrochen" übernimmt: etwa wenn Mensch und Maschine verschmelzen 'im Schimmer des elan vital, der seine elementarste Bedrohung und Kraftquelle ist', wie Encke den bebenden Autor zitiert.
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