Tove Ditlevsen

Jugend

Teil 2 der Kopenhagen-Trilogie
Cover: Jugend
Aufbau Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351038694
Gebunden, 154 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. In "Jugend" zeichnet Tove Ditlevsen das Porträt einer jungen Frau im Kopenhagen der 1930er, die ihren eigenen Weg geht - kraftvoll, wild, lebendig erzählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2021

Sehr zitatreich resümiert Rezensent Peter Urban-Halle die drei Bände von Tove Ditlevsens Kopenhagen-Trilogie, um sich dann den dringenden Leseempfehlungen seiner KritikerkollegInnen anzuschließen. Zumindest der dritte Band lag vor 40 Jahren bereits unter dem Titel "Sucht" auf Deutsch vor, aber offenbar war die Zeit noch nicht reif für die Erinnerungen der Dänin, glaubt der Kritiker. Wie Karl Ove Knausgard und Annie Ernaux, als deren Vorläuferin Ditlevsen gilt, seziert sie das eigene Ich, löst sich allerdings nie davon, fährt der Rezensent fort: Ganz gleich, ob die Autorin die Gefühle von Angst und Einsamkeit in Kindheit und Jugend schildert, oder von Affären, Sucht und Abtreibung in den späteren Lebensjahren erzählt, die soziale und politische Realität ist nur als Hintergrundrauschen vernehmbar, erkennt Urban-Halle. Mit der "kühlen Beobachtungsgabe" und "künstlerischen Festigkeit", mit der Ditlevsen ihre widersprüchlichen Gefühle in eine Form bringt, begründet der Kritiker seine Lektüreempfehlung.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.02.2021

Rezensent Ekkehard Knörer haben Tove Ditlevsens Erinnerungen nachhaltig beeindruckt. "Geradezu furchterregend ehrlich" erzählt sie ihm zufolge in den ersten beiden Bänden von den Schwierigkeiten, als Frau im Dänemark der 1930er und 1940er Jahre Schriftstellerin sein zu wollen. Im dritten und letzten dreht sich dann alles um ihr Unglück mit den Männern, die mit ihrem Erfolg nicht zurechtkommen, und ihre Sucht nach Betäubungsmitteln, so Knörer. Ihn hat Ditlevsens Art, die widrigen Umstände für kreative Frauen maximal schonungslos zu sezieren, an Annie Ernaux' Texte erinnert: Beide setzten der feindlichen Welt ihre widerständige Literatur entgegen, schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.02.2021

Rezensent Steffen Herrmann zieht Tove Ditlevsens autobiografische Trilogie den Ich-Texten eines Knausgard scheinbar vor. Die lakonische Sprache und, anders als bei Kanusgard, die ungebrochene Nähe zum Erzählten, ohne Metaebene, findet er überzeugend. Darüber hinaus fasziniert ihn die Geschichte der Ich-Erzählerin von ihrer Kindheit im Stockholmer Arbeiterviertel Vesterbro, ihrer Jugend und dem Ringen um Anerkennung als Dichterin und um sozialen Aufstieg, die Ditlevsen auf die drei Bände verteilt. Wie sich etwa im ersten Teil poetische Momente mit brutalen Visionen mischen, scheint Herrmann zu gefallen. Die weitgehend chronologische, episodische Erzählweise ermüdet ihn zwischendurch ein wenig, aber im Ganzen möchte er die Bücher in der Übersetzung von Ursel Allenstein dem deutschen Publikum ans Herz legen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.02.2021

Tove Ditlevsen war ein komplizierter Mensch, lernt Rezensent Peter Urban-Halle, der jetzt alle Bücher ihrer autobiografischen Trilogie gelesen hat. Nach "Kindheit", in dem sie ihr Aufwachsen im rauen, fantasielosen Kopenhagener Arbeitermilieu beschrieb, erzählt sie jetzt in "Jugend" und "Abhängigkeit" von ihrem Weg zur Schriftstellerin, ihren vier Ehen und ihrer Medikamentenabhängigkeit, erfahren wir. Ditlevsen war keine rundum sympathische Person: Sie musste mit 14 von der Schule abgehen, heiratete ihren ersten Mann mit 18, weil er "ihr nützte" bei der Veröffentlichung erster Gedichte, so der Kritiker. Der dritte, ein Arzt, spritzte ihr bei einer Abtreibung das Schmerzmittel Pethidin, von dem sie abhängig wurde. Sie konnte ungewöhnlich passiv sein, so der Rezensent, gleichzeitig genau beobachtend und mutig. Und sie schrieb um ihr Leben: Die Literatur, auch das lernt Urban-Halle, war "ihr Rettungsring".