Tom Kromer

Warten auf Nichts

Roman
Cover: Warten auf Nichts
Verlag Das kulturelle Gedächtnis, Berlin 2023
ISBN 9783946990734
Gebunden, 176 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stefan Schöberlein. Während der Weltwirtschaftskrise (1929-1939) landet der Schriftsteller Tom Kromer auf der Straße. Er geht anschaffen, säuft, überlebt es kaum. Wer Kromer liest, spürt den Hunger tief in den Eingeweiden. Warten auf Nichts ist eine bittere Anklage gegen Gutmenschentum, Wohlstandsverwahrlosung und Autoritäten. Da ist kein Platz für Landstreicherromantik. Leben heißt hier überleben, auch wenn es sinnlos ist. Sein Zuhause sind die Suppenküchen, Güterwagons und Parkbänke. Ein von Gewalt geprägter Alltag, gespickt mit flüchtigen Momenten der Solidarität. Nun liegt der Roman, in der Übersetzung von Stefan Schöberlein, erstmals auf Deutsch vor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.11.2023

Immer noch eine harte, eindringliche Lektüre ist Tom Kromers erstmals 1935 erschienener Roman, so Rezensent Tobias Döring. Gleich die Widmung verweist auf einen Selbstmordversuch des Autors, erfahren wir, der Roman selbst ist wohl weitgehend von eigenem Leben inspiriert und beschreibt ein einsames Leben, das von Obdachlosigkeit und der verzweifelten Suche nach dem nächsten Dollar geprägt ist. Es gibt keine Entwicklung in diesem Buch, erläutert Döring anhand der Kapitelanfänge, das Elend bleibt immer dasselbe, es geht darum, Tag um Tag zu überleben, mehr ist nicht drin. Toll, dass Stefan Schöberlein diesen Roman nun gemeinsam mit einigen kürzeren Texten Kromers herausbringt, findet Döring. Allerdings hätte sich der Rezensent mehr Informationen zu den enthaltenen Texten gewünscht und auch die Übersetzung ist ihm nicht sorgfältig genug geraten.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.09.2023

Rezensent Terry Albrecht ist angetan von Tom Kromers autobiografischem Roman aus der Sicht eines US-amerikanischen Obdachlosen während der Weltwirtschaftskrise der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. Der erstmals ins Deutsche übersetzte Text überzeugt Albrecht durch ungeschöntes Erzählen vom täglichen Kampf um Nahrung und Unterkunft aus Sicht eines reflektierten Beobachters, der zugleich Betroffener ist, sowie eine nüchterne, lakonische, slangreiche Sprache und einen psychologischen Realismus a la Hemingway. Auch die Übersetzung von  Stefan Schöberlein scheint Albrecht gelungen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.08.2023

Nur diesen einen Roman hat Tom Kromer geschrieben, weiß Rezensent Frank Schäfer. Durchschlagenden Erfolg hatte Kromer damit nicht, aber in jeder Generation erfährt der Roman eine kleine Renaissance, lesen wir. Es geht um die Zeit der Großen Depression in Amerika, die Kromer auch selbst auf der Straße erlebt hat, eine von Elend, Armut und Hunger geprägte Epoche, die auch den Roman prägt und die Lektüre für Schäfer zu einer "desillusionierenden Angelegenheit" macht, die von Abenteuerlust nichts spüren lässt. Die Straße ist hier kein Ort voll spannungsreicher Geschichten, sondern der Ort, an dem einen der Hunger treibt. Die Idee einer Arbeiterrevolution kommt gar nicht erst auf, zu drängend ist das Bedürfnis nach Nahrung, als dass noch Kraft zur Revolte da wäre, lernt der Kritiker. Ungeschönt und dreckig ist das, und wahrscheinlich auch deshalb nicht mehrheitsfähig, aber dennoch ein wichtiges Buch mit besonders intensiver Perspektivierung, schließt Schäfer.