Thomas Wolfe

Schau heimwärts, Engel

Roman
Cover: Schau heimwärts, Engel
Manesse Verlag, München 2009
ISBN 9783717521822
Gebunden, 781 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Irma Wehrli. Mit einem Nachwort von Klaus Modick. "Home, sweet home" ? Doch die Verhältnisse, in die der Romanheld Eugene Gant hineingeboren wird, sind alles andere als heimelig. Ein jähzorniger Alkoholiker der Vater, eine berechnende Krämerseele die Mutter, wird sein Elternhaus im Nu zur Keimzelle zwischenmenschlicher Dramen. Bei aller Erbitterung und Zwietracht der Gants erweist sich ihr Clan aber auch als Hort eines unbändigen Lebenswillens. "Schau heimwärts, Engel", erschienen 1929, zeigt vielfältigste Facetten häuslichen Glücks und Unglücks und liest sich über weite Strecken als Abrechnung mit dem Heiligtum des "American way of life": der Familie. Aufs Exemplarische abzielend, erwächst aus der drei Generationen überspannenden Chronik ein faszinierendes Zeit- und Sittenbild der Vereinigten Staaten, eine Erkundung der Mythen und Mentalitäten des Landes und nicht zuletzt ein Hymnus auf dessen nie versiegende Vitalität.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.11.2009

Dieser 1929 erstmals veröffentlichte Roman des damals 29-jährigen Thomas Wolfe schlug damals ein wie eine Bombe, er war ein "Urknall", wie Rezensent Stefan Zweifel schreibt. Wolfe schrieb sich die Scham über und den Hass auf seine Herkunft aus der Provinz des amerikanischen Südens von der Seele und dass in einer "sich aufwölbenden, lavaartigen Sprache", wie man sie bis dahin wohl noch nicht gehört hatte. Das Buch, so Zweifel, wurde zur "Bibel aller Pubertierenden", die sich der Welt bemächtigen wollen. Aber wie übersetzt man das heute? Irma Wehrli, geschult an neuen Übersetzungen von Dostojewski und Stendhal, hat eine sehr zeitgemäße Lösung gefunden, lobt der Rezensent. Dennoch verlief dieser Prozess nicht ganz verlustfrei, was der Rezensent am Verschwinden des Leitmotivs "Hunger" erläutert, das hier nun in unterschiedlichen deutschen Variationen von "Wollust" bis "Sehnsucht" erscheint. Auch bedauert er, dass diese Neuedition nicht die ursprüngliche Fassung Wolfes verwendet habe, die seit 2000 bekannt sei, oder zumindest die später gestrichenen Teile in den Anmerkungen berücksichtigt habe. Unbedingt empfehlenswert, das kann man der Rezension entnehmen, ist diese Ausgabe aber dennoch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.05.2009

Hier ist eines der großen, nach enormem Erfolg seinerzeit heute eher vergessenen Kultbücher einer Jugend wiederzuentdecken, schwärmt Rezensent Werner von Koppenfels. Oder ganz neu zu entdecken, denn bei Manesse erscheint es nun in funkelnagelneuer Übersetzung, hunderte von Erläuterungen und Kommentaren inklusive. (Beeindruckend, meint von Koppenfels, und angesichts des Anspielungsreichtums auch nötig, nur die Fußnoten im Text, die stören ihn schon.) Das gerade Gegenteil jenes Buchs, das dieses abgelöst hat, von Salingers "Fänger im Roggen" nämlich, sei Wolfes Roman: "Schwärmerisch", von der Romantik beeinflusst, voller Vitalität, "großen Gefühlen" und Überschwang. Erzählt wird von einem jungen Mann namens Eugene und seinem Wunsch, Schriftsteller zu werden, sowie den damit verbundenen Kosten, die an Nebenfiguren deutlich werden. Kurzum: Dieses Buch ist für den Rezensenten die Entdeckung durch eine neue Generation wert.
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