Thomas Brussig

Das gibts in keinem Russenfilm

Roman
Cover: Das gibts in keinem Russenfilm
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2015
ISBN 9783100022981
Gebunden, 384 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

1991 erscheint in der DDR der erste Roman von Thomas Brussig. Auf einer Lesung lässt er sich zu einer pathetischen Rede hinreißen: Solange es nicht alle können, wird auch er keine Reise in den Westen unternehmen! Solange nicht jeder eines haben kann, wird auch er kein Telefon haben! Und, weil erst drei Versprechen magisch binden: Solange es verboten ist, will auch er niemals "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" lesen! Das macht ihn schlagartig berühmt. In den folgenden Jahren wird er, der eigentlich ein kleiner Feigling ist, für einen Dissidenten gehalten, er soll Olympiabotschafter für Berlin werden, knutscht im Harz unter Eiffeltürmen aus Holz, findet sich in eine Stasi-Affäre verwickelt und beeinflusst mit seinem Schreiben und seiner Guerilla-Statistik die öffentliche Meinung im Osten wie im Westen. Doch die DDR hält sich - bis heute.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.03.2015

In Thomas Brussigs detailversessenem, "graubunten" Alternativwelt-Roman hat die DDR nie aufgehört zu existieren, erklärt Rezensentin Anja Maier: Heutiges politisches Personal der Linken reüssiert in Medien und Staatsapparat, der Autor selbst erdichtet sich eine Karriere als DDR-Literat, den die Obrigkeit zwar verfemt, was seine buchstäbliche Begehrtheit bei der Bevölkerung allerdings nur noch steigert und ihm im Westen eine treue Leserschaft (sowie ansehnliche Tantiemen) einbringt, auch wenn sein Stern in der BRD sichtlich im Sinken begriffen ist. Zuweilen ist dieses fantasievolle Spiel mit der eigenen Biografie im Lichte einer eigentlich untergegangenen Gesellschaft richtig böse, führt die Kritikerin aus, doch gestaltet sich die Lektüre auch wegen Brussigs Freude am Absurden insgesamt sehr kurzweilig: Der Autor "lügt eben intelligent".

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.03.2015

Was wäre, wenn die DDR weiterbestanden hätte, wenigstens noch in den 90ern, wirtschaftlich erfolgreich gewesen wäre und sich dann "auf Augenhöhe" mit Westdeutschland vereinigt hätte? Thomas Brussig versetzt sich selbst in diese Zeit, als Schriftsteller Thomas Brussig, der nicht wirklich erfolgreich, aber auch nicht wirklich erfolglos ist, und ersinnt sich lauter kleine Anekdoten. Den Rezensenten Claus-Ulrich Bielefeld hat das nur sehr mäßig amüsiert. Lauter bekannte Namen tun unerwartete Dinge, aber sie bleiben doch Pappfiguren dabei. Für eine echte Satire ist das Buch nicht radikal genug. Und sprachlich ist Brussig auch nicht auf der Höhe, klagt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.02.2015

Oliver Jungen kann die Faszination für die "prospektiv-nostalgische Hirnverknotung" des Was-wäre-wenn-Spiels durchaus nachvollziehen, die Romane wie Thomas Brussigs "Das gibts in keinem Russenfilm" motivieren, die sollten dann allerdings über gehäufte "Schmunzel-Einfälle" für die ersponnene Welt hinausgehen, findet der Rezensent, auch wenn er dem Autor immerhin eine gehörige Portion Selbstironie attestiert. In Brussigs neuen Roman hat die Wende nicht stattgefunden und die DDR lebt fort, was natürlich prominente Figuren der Kultur- und Politikszene mit neuen Biografieverläufen ausstattet, erklärt Jungen, und so eben auch Brussig selbst, der in seiner "Gegen-Gegenwart" ein gefeierter Autor und unfreiwilliger Dissident ist, fasst der Rezensent zusammen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.02.2015

Thomas Brussig hat mit "Das gibts in keinem Russenfilm" eine Real-Sozial-Science-Fiction-Satire geschrieben, in der die Mauer nicht fällt und der Schriftsteller Thomas Brussig, stets "unter Stasi- und Humorverdacht", weder mit der "parteiaustrittigsten Vorgeschichte" noch mit den "suhrkampigsten Westkontakten" glänzen kann, berichtet Christian Eger, dem Brussigs humoristische Auseinandersetzung oft ehrlicher vorkommt als so manche ernstgemeinte Fernsehdokumentation.