Theodore Dreiser

Schwester Carrie

Roman
Cover: Schwester Carrie
Ille und Riemer Verlag, Leipzig 2004
ISBN 9783936308204
Kartoniert, 351 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Nachwort von Heike Paul. Aus dem Englischen von Anna Nussbaum. Sein 1900 erstmals in einer kleinen Auflage erschienener Erstlingsroman behandelt das Leben der Caroline (Carrie) Meeber, die achtzehnjährig ihren Heimatort in Wisconsin verlässt, um in Chicago ihr Glück zu versuchen.Der Roman sorgte nach seiner Neuauflage im Jahr 1907 für große Empörung beim an romantisierende Schilderungen gewöhnten amerikanischen Lesepublikum. Weniger die realistische Schilderung der Alltagswelt, des Arbeitsmilieus und der Armut in den USA um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert war der Stein des Anstoßes, als vielmehr das Nicht-Scheitern Carrie Meebers trotz ihres, in den Augen des Publikums, unmoralischen Verhaltens - Ganz im Gegensatz zu vergleichbaren Heldinnen dieser Zeit wie James Daisy Miller, Flauberts Emma Bovary oder Tolstois Anna Karenina. Nach fast 25 Jahren ist dieses wichtige Werk der amerikanischen Literatur wieder in einer deutschen Übersetzung zugänglich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.08.2004

Ingeborg Harms ist bitter enttäuscht. Nicht von Theodore Dreisers Romanklassiker - Gott bewahre, den liebt sie und dem widmet sie an dieser Stelle eine mitreißende Lobrede, in der sie einerseits seinen kanonischen Status bekräftigt und andererseits darauf hinweist, dass "Schwester Carrie" außer Naturalismus und der journalistisch fundierten literarischen Erfassung der aufschießenden Metropole und ihrer von Begierden gelenkten Bewohner noch viel mehr zu bieten hat: "Da sind der fromme Silberblick auf die Eitelkeit alles Irdischen und das Schillersche Epos der vom Ideal unwiderstehlich angezogenen Kreatur, das faustische Irren auf dem rechten Wege und die romantische Mär von der Unschuld im freien Fall." Erzählt wird die Geschichte einer Provinzschönheit, die durch die Ehe mit einem Bigamisten nach New York gelangt, später ihren Mann verlässt und als Schauspielerin am Broadway Karriere macht. Der Roman geht weit über die Vorgaben des Naturalismus hinaus, so Harms, doch leider bleibe der Verlag mindestens ebenso weit hinter den Möglichkeiten zurück, die eine solche Neuausgabe zu bieten hätte. Denn "Schwester Carrie", informiert Harms, ist bereits in seiner amerikanischen Erstauflage vom Verlag zerrupft und zensiert worden, und alle deutschen Übertragungen haben sich diese Mängel angeeignet - so auch diese. Chance vertan. Also: "Ein Hoch auf jeden Verlag, der Klassiker aus der Versenkung holt, und Wehgeschrei über jeden, der dies lieb- und achtlos tut."
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