Susanne Heinrich

In den Farben der Nacht

Erzählungen
Cover: In den Farben der Nacht
DuMont Verlag, Köln 2005
ISBN 9783832179373
Gebunden, 213 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

So hungrig nach Erfahrungen und zugleich erfahrungsgesättigt treten Debüts selten auf: In zwölf konzentrierten Geschichten unternehmen Susanne Heinrichs Erzählerinnen Erkundungsfahrten zu den Nachtseiten des Lebens - sie sind jung, abgebrüht und trotzdem noch immer empfindlich. Sie werden begehrt und suchen zwischen ungenügenden Möglichkeiten nach Orientierung. Sie haben Sehnsucht und Angst, träumen von Nähe und trösten sich mit den Falschen. Bis zur Liebe kommt es nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.02.2006

Akustisch, quasi als "Musikstück" ist ein Text wie jener, mit dem Susanne Heinrich 2005 in Klagenfurt auffiel, ja ganz nett, doch als Lektüre, zudem in zwölffacher Ausführung, erregt er bei Sebastian Handke zunächst "Langeweile", dann gar "Widerwillen". Man hat es bei den zwölf Geschichten, in denen sich jeweils junge Frauen auf der Suche nach dem "Glück" befinden, offenbar mit der "üblichen Befindlichkeitsprosa" mit Hang zum "Autismus" zu tun, wenn man dem Rezensenten Glauben schenken darf, der insbesondere der künstlichen Sprache der Autorin und den vielen Liedzitaten wenig abgewinnen kann. Hätte sie das "Poetisch- Possierliche", mit dem sich die Ich-Erzählerinnen artikulieren - eine Erzählhaltung, die Handke in diesem Fall ohnehin problematisch findet - wenigstens ins "Radikale" getrieben, wäre es erträglicher geworden, meint der Rezensent, der die Geschichten allesamt als "literarischen Kitsch" geißelt. "Lauter geborgte Ausdrücke bei fehlendem Inhalt", schimpft Handke, dem die "neunmalklugen" Protagonistinnen vom Schlage "abgebrüht" aber fragil gehörig auf die Nerven gehen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2005

Sabine Peters will diesen Band mit Erzählungen von Susanne Heinrich nicht gleich als "glattes, stromlinienförmiges Machwerk" abschreiben und widmet ihm deshalb noch einen "zweiten Blick". Die 20-jährige Autorin schreibt ihre Geschichten jeweils aus der Perspektive einer sehr jungen Frau, die von "nichts als ihrer Sexualität umgetrieben" wird, meint die Rezensentin. Weder Handlungsort noch die männlichen Partner spielen in diesen Texten wirklich eine Rolle, in denen sich die Ich-Erzählerinnen einer "exzessiven Nabelschau" hingeben, so Peters wenig begeistert. Es finden sich jede Menge "Plattheiten" und gewollte Vulgarität und die Unsicherheit der Protagonistinnen wird ohne jede "Distanz" oder "Ironie" dargestellt, moniert die Rezensentin, die nichtsdestotrotz von der "inneren Notwendigkeit" überzeugt ist, die die Autorin zum Schreiben getrieben hat. Deshalb will sie sich allen Spott versagen, auch wenn sie mitunter den Eindruck hat, es mit dem "Tagebuch eines Backfischs" zu tun zu haben. Sie bemüht sich um Verständnis und "Mitgefühl", wie sie selbst ganz ironiefrei betont. Manchmal, wenn die Ich-Erzählerinnen tatsächlich unglücklich "lieben", verlieren die Erzählungen ihren "Gefühlskitsch" und lassen einen "Glutpunkt" verspüren, lobt Franke verhalten, die die "Unausgewogenheit" der Texte am Ende auch wieder ganz "stimmig" findet, weil dem Alter und ihrer Problemlage angemessen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2005

Die "Gleichförmigkeit" der Figuren, die in Susanne Heinrichs Erzählband in einem "Reigen ewig fremd-vertrauter Männlichkeit" verschwinden, sollte den Leser nicht irritieren - sie gehört nämlich zum "poetischen Programm" der Autorin und ist keineswegs auf eine "Mangel an Beschreibungsfähigkeit" zurückzuführen, meint Rezensent Sebastian Domsch. Die Autorin wolle keine abgeschlossenen Geschichten erzählen, sondern jedem Ende einen neuen Anfang gegenüberstellen. In allen Erzählungen geht es um die Liebe, die nie ganz glückt, dargestellt von einem "bild- und metaphernreichen" Personal. Mit ihrer Fabulierlust schlägt Heinrich, so der Kritiker, manchmal über die Stränge: Nicht eine Szene habe er gefunden, die Susanne Heinrich nicht in ein "kleines Fest der Poesie" verwandelt habe - "Nieten" blieben da nicht aus. Dies jedoch stört den Rezensenten nicht so sehr wie die Tatsache, dass Heinrich 14 unterschiedliche Erzählerinnen "mit der exakt selben Stimme sprechen" lässt. Und da er dennoch künftig "gern mehr lesen" würde von dieser "begabten Autorin", gibt er ihr den guten Rat, sich künftig vor solcher "Austauschbarkeit" zu hüten.
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