Steffen Kopetzky

Damenopfer

Roman
Cover: Damenopfer
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783737101516
Gebunden, 448 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Moskau, 1923. Larissa Reissner hat als sowjetische Gesandte in Kabul strategische Pläne entdeckt, die das Britische Empire stürzen könnten. In der flirrenden Hauptstadt, wo man die Welt neu denkt und aus den Angeln heben will, sucht sie nach dem Verfasser, einem Deutschen namens Niedermayer. Denn der Sieg der Freiheit ist Reissners Lebenssinn, die junge Schriftstellerin und Revolutionärin wird als Wundertochter ihrer Epoche gefeiert. Aus illustrer Familie, lernte sie schon als Kind Lenin kennen, sie kämpfte als Politkommissarin der Wolgaflottille; Pasternak und Trotzki bewundern sie. Von Moskau bricht Reissner auf nach Berlin - zu ihrer größten Mission: Sie soll ein geheimes Bündnis zwischen der Sowjetunion und dem deutschen Militär vermitteln, verkörpert durch General Tuchatschewski, den "roten Napoleon", und jenen schillernden Ritter von Niedermayer. Doch Larissa verfolgt ihre eigenen Ziele. Zwischen ihr und den beiden Männern entspinnt sich ein Beziehungsgeflecht, das enorme Sprengkraft hat - in amouröser wie politischer Hinsicht. Ein Roman, in dem Ho Chi Minh ebenso zu Wort kommt wie die Lordsiegelbewahrer des britischen Weltreichs oder die Dichterfürstin Anna Achmatowa - Steffen Kopetzky fängt das Leben der Larissa Reissner ein, die nichts weniger als die Welt verändern wollte.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.11.2023

Eines kann Steffen Kopetzky offenbar sehr gut: Erwartungen wecken, zumindest bei Rezensent Christian Metz. Sie auch zu erfüllen - das ist etwas anderes. Die historische Heldin Larissa Reissner und Kopetzkys Idee, ihre faszinierende Lebensgeschichte von dem "Umschlagmoment" zu erzählen - vom "Leben in den Tod" - und zwar aus den verschiedenen Perspektiven derjenigen, die nacheinander von ihrem Tod erfahren - all das überzeugt erstmal oder macht zumindest neugierig. Und tatsächlich gelingt es dem Autor mit seiner besonderen Erzählweise, ein diverses, historisches Gesellschaftspanorama zu zeichnen, so Metz. Doch leider überwiegen nach Metz' Empfinden die Schwächen und Patzer in diesem Roman: Zahlreiche sprachliche Nachlässigkeiten und allzu viel ausgestelltes Wissen sind da für Metz noch die geringsten Übel. Noch folgenreicher ist die Vorhersehbarkeit der Erzählung und letztlich auch Kopetzkys Entscheidung, seine Protagonistin gleich zu Beginn sterben zu lassen. Ein Roman ohne Spannungsbogen und mit einer toten Heldin - das kann gelingen, tut es hier aber nicht, so der enttäuschte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.10.2023

Dem schillernden Leben von "Revolutionärin, Spionin, Schriftstellerin" Larissa Reissner (1895-1926) hat Steffen Kopetzky seinen neuen Roman gewidmet - benannt ist das Buch nach einem Schachmanöver, das sich einer Täuschung bedient, weiß Rezensentin Cornelia Geissler. Das "Damenopfer" besteht, wie der Name schon sagt, darin, die Dame zu opfern, um dann, wie aus dem Nichts, den König des Gegners mit einer eigentlich schwächeren Figur zu schlagen, erfahren wir, die Protagonistin setzt es dazu ein, einen deutschen Offizier zum Reden zu bekommen, nur eine von vielen bedeutenden Persönlichkeiten, mit denen Reissner ihre Zeit verbringt, auch Maxim Gorki und Anna Achmatowa bewegen sich in ihrem Dunstkreis. Dem Autor und seinem "Faible für historische Stoffe" kann Geissler da auch ein paar sprachliche Schnitzer verzeihen - wer reicht eine bayrisch anmutende "Brotzeit" zum Wodka? -, vermag Kopetzky es doch, diese spannende Figur dem Vergessen zu entziehen, wie sie schließt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2023

Rezensent Luca Vazgec kann wenig anfangen mit Steffen Kopetzky Historienroman, der sich dem Leben der Schriftstellerin und Sozialrevolutionärin Larissa Reissner annimmt. Dem Zeitgeist entspricht die im frühen 20. Jahrhundert und dem Milieu der Hinterzimmerdiplomatie angesiedelte Erzählung laut Vazgec mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 durchaus. Kopetzkys Roman gehe allerdings einerseits mit seinen historischen Verweisen allzu suggestiv um und sei andererseits arg umständlich erzählt. Außerdem missfällt Vazgec die Art und Weise, wie die Hauptfigur als verführerische Alleskönner- und -wisserin dargestellt wird. Wirklich feministisch ist das nicht, meint der Rezensent, da letztlich weniger Reissners Handlungsmacht als ihre erotische Ausstrahlung im Zentrum steht. Insgesamt material- und kenntnisreich, aber literarisch uninteressant, lautet das einigermaßen vernichtende Fazit.
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