Silke Kettelhake

Sonja 'negativ - dekadent'

Eine rebellische Jugend in der DDR
Cover: Sonja 'negativ - dekadent'
Osburg Verlag, Hamburg 2014
ISBN 9783955100421
Broschiert, 296 Seiten, 17,99 EUR

Klappentext

"Einem hergelaufenen Hund mochte man nur zeigen, ich hebe einen Stein auf. Und er begreift, das ist ein Feind, der schlägt dich tot. Und der Hund läuft davon. Ich begriff das nicht. Heute weiß ich, dass es so war. Dass der Staat die Hand mit dem Stein war." Sonja war 16, trug Parka, Jeans, lange Haare und der Beat dröhnte aus dem Kofferradio - eine Gefahr für die Staatsmacht. Rostock, Mai 1968: "Wir saßen hier fest. We're not going to San Francisco, some flowers in our hair." Während in Paris, Berlin, Warschau die Straßen brannten, waren Sonja und ihre Freunde als Gammler verschrien und im Visier von Volkspolizei und Stasi. Verhaftung. Strafe: geschlossener Jugendwerkhof Torgau. Schlimmer als Knast. Über ihre Erlebnisse dort konnte und durfte sie nicht sprechen. Erst 1989, zwischen Angst und Aufbruch, lebte sie endlich ihren Traum von der Freiheit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.05.2014

Puh, nach dieser Lektüre möchte Rezensentin Julia Brummert den Satz "War doch nicht alles schlecht in der DDR" nicht mehr hören. Silke Kettelhake berichtet in einer Mischung aus Erzählung und Dokumentation die Geschichte einer Frau, die in der DDR als Jugendliche mehrfach von den Behörden weggesperrt wurde - weil sie ohne Erlaubnis nach Berlin fuhr oder Musik aus dem Westen hörte. Schließlich landete sie im geschlossenen Erziehungsheim Torgau. Dort gab es Schläge, wenig zu essen und kein Mitgefühl von den Mithäftlingen. Die Willkür, mit der die Behörden damals jedes Verhalten bestrafen konnten, das ihnen unbotmäßig erschien, hat Brummert die Sprache verschlagen. Aber eine Generalanklage gegen die DDR sei das Buch auch nicht, versichert sie.
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