Selva Almada

Kein Fluss

Roman
Cover: Kein Fluss
Berenberg Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783949203497
Gebunden, 437 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Christian Hansen. "Kein Fluss" - dabei bestimmt in diesem neuen Roman von Selva Almada doch der Fluss alles, was geschieht. Drei Männer, die zum Angeln fahren und mit den Bewohnern im benachbarten Ort beim abendlichen Tanzfest fast tödlich aneinander geraten.Warum? Männersachen? Frauengeschichten?Dahinter verbirgt sich viel mehr, auch deshalb ist das dunkle Wasser viel mehr als ein Fluss, aus dem riesige Rochen gefischt werden und in dem Männer verschwinden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.05.2023

Vom "rauschhaften Sog" des kurzen Romans der argentinischen Schriftstellerin Selva Almada lässt sich Rezensent Jobst Welge gerne mitreißen. In "poetischer Verdichtung", geprägt durch rasante, oft aggressive Dialoge und zwischen Zeitebenen hin- und herspringend erzählt Almada eine Geschichte von Menschen "aus dem Landesinneren Argentiniens", lesen wir. Deren Leben ist geprägt von Patriarchat und den Traditionen in einer archaisch anmutenden Gesellschaft, so Welge. Der Kritiker schätzt die Empathie, mit der die Autorin über die teilweise "verzweifelt-brutalen" Handlungen ihrer Figuren schreibt, sowie den Detailreichtum, mit dem sie Flora und Fauna vor den Augen der Leser entstehen lässt. Ihren Ruf als einer herausragenden "Stimme der argentinischen Gegenwartsliteratur" kann Almada hier erfolgreich verteidigen, schließt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.03.2023

Eine "rätselhafte Atmosphäre" trägt den Roman der 1973 in Argentinien geborenen Selva Almada, schreibt Rezensent Hernán D. Caro. Die Geschichte über zwei mittelalte Männer, die mit einem Teenager zu einer Insel fahren, in deren Nähe der Vater des Jungen zu Tode kam, liest sich für den Rezensenten wie eine Novelle, die als "Fiebertraum" daherkommt und das Archaische von Leben und Tod thematisiert. Sachlich und bildhaft zugleich, lobt der Rezensent, ist Almada ein unergründlich grandioser und "ergreifender" Roman gelungen, der - anders als ihre letzten beiden Bücher - eigentlich nicht von toxischer Männlichkeit, sondern von Frauen erzählt. Was den Roman für Caro außerdem so besonders macht, ist der Schauplatz: Wider die argentinische Literaturmoderne spielt er auf dem Land und nicht in der Stadt. Ein großes Lob geht auch an den Übersetzer Christian Hansen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.03.2023

Rezensentin  Katharina Döbler lernt von Selva Almadas Roman etwas über Männerfreundschaften. Die Protagonisten machen Döbler auf ihrem Angelausflug die zwischenmenschlichen Ambivalenzen von Zusammenhalt und Individualität, von Sanftheit und Brutalität deutlich, sie fangen beispielsweise einen Rochen nicht mit Angel und Köder, sondern mit Kugeln. Ihre Reise führe sie letztlich auf eine etwas mysteriöse Insel, die zwischen Wahrheit und Halluzination schwanke und auf der die Natur vor allem als mythische Entität auftrete. Der Schwung der sprachlichen Ausdruckskraft Almadas lässt trotzdem Raum für Lücken, für das Ungesagte, freut sich die Rezensentin, auch die Übersetzung findet Lob. Eine Entdeckungsreise, wörtlich wie im übertragenen Sinne, die man am besten laut liest, empfiehlt sie.