Ronald M. Schernikau

legende

Cover: legende
Verbrecher Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783957323422
Gebunden, 1300 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Unter Mitarbeit von Lucas Mielke, Helen Thein und Thomas Keck. Schernikaus Opus Magnum ist Bibel und Travestie, Epos und Musical, ist äußerste Form und Vielfalt der literarischen Formen, ist als dokumentarische Bestandsaufnahme beider Deutschlands in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts von nachgerade bestürzender Aktualität - und immer heiter vertieftes Spiel mit der Änderbarkeit der Welt. Im Gespräch mit Stefan Ripplinger erklärt Schernikau: "die legende wird als zwischenspiele diese vier großen sachen haben, die bisher nicht gedruckt sind. d.h. es wird fünf große kapitel geben und dazwischen in der chronologischen reihenfolge: die variante, so schön, irene binz und die schönheit. und in der mittleren szene der legende, von der konstruktion her als zentrum, die gedichtesammlung, das hohelied des pförtners, und die artikel, die wichtig bleiben und sind, auch noch integriert in den text. d.h. es wird, in dem moment, wo die legende rauskommt - gott gebe, daß sie jemals erscheint und daß ich sie schreiben kann -, es wird also das opus magnum und es wird alles drinnen sein. […]ich habe ein gewisses vertrauen in die macht dieser texte und denke, daß 1000 seiten schernikau besser sind als 100 seiten schernikau. es wird das kürzeste buch, das ich kenne, dafür kann ich garantieren!"

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2020

Insa Wilke hätte sich etwas mehr Bewertung und Einordnung gewünscht in den Kommentaren und Fußnoten zu Ronald M. Schernikaus letztem Roman. Die leichte Enttäuschung der Rezensentin über die einfachen politischen Parolen im Text, der Ulrike Meinhof, Theres Giehse, Max Reimann und Klaus Mann als Götter in Westberlin aufschlagen lässt, hätte sich so vielleicht etwas auffangen lassen können. Ansonsten nämlich scheint Wilke durchaus angetan von Schernikaus urteilsfreier Aktualität, seiner Neugier auf die Situation der Frauen, die Gewalt in deutschen Familien und Transsexualität in den 80ern. Schernikaus "Verschlüsselungen" aufzudecken, macht Wilke außerdem Freude, wenngleich das "Gewimmel" im Buch, das sich laut Wilke in Stil und Anordnung mit der Bibel messen will, ihr auch ganz schön an die Nerven geht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2020

Für Rezensent Dietmar Dath ist Ronald M. Schernikaus Roman nicht weniger als ein "klares Geschichtsbild aus Sicht der Dichtung". Die Neuausgabe lobt er wegen ihres akribischen Anmerkungsteils und des augenöffnenden Nachworts. Wie der Autor vier Gottheiten auf die Erde kommen lässt, laut Dath die Giehse, die Meinhof, Klaus Mann und Max Reimann, scheint dem Rezensenten aufs Ganze zu zielen. Eine gesellschaftliche Totalität, die sich laut Dath auch formal zeigt, als Lyrik, Dramatik, Dokument, Epos in einem. Dabei pfeift Schernikau auf Großschreibung, auf dass der Leser sich nach den wirklichen Gegenständen im Text umsehe, die im Buch aus Kommunistensicht beschrieben und in den Zusammenhang gestellt werden, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2019

Rezensentin Cornelia Geissler rät zu viel Geduld bei der Lektüre von Ronald M. Schernikaus "Opus Magnum", das 20 Jahre nach seiner Erstausgabe nun sorgfältig editiert und versehen mit einem instruktiven Nachwort von den drei Herausgebern Lucas Mielke, Helen Thein und Thomas Keck erneut vorliegt. Zehn Jahre brauchten die Herausgeber, um zeithistorische Bezüge, Schriftsteller- und Politikerzitate oder Gesetzes- und Zeitungstexte zu ordnen, weiß die Kritikerin. Und dennoch hat sie ihre liebe Mühe mit Schernikaus "Querschnitt der Gesellschaft", in dem er sich künstlerisch ausprobierte und die großen Fragen des Jahrhunderts "märchenhaft und realistisch, fantastisch und politisch" zu stellen versuchte. Ob Musik oder Tanz, Arbeitslosigkeit oder Fremdenhass - der Autor, der noch im September 1989 DDR-Staatsbürger wurde, erzählt "ungebändigt" von allem, was ihm gerade durch den Kopf geht. Bei allem "Charme" kämpft die Rezensentin während der Lektüre allerdings mit ihren Nerven - und ist am Ende doch froh, dass es dieses Buch gibt.