Robert Menasse

Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust

Roman
Cover: Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518419106
Gebunden, 276 Seiten, 18,80 EUR

Klappentext

"Man kann nur mit der ersten Frau oder mit der letzten glücklich werden", sagt der Vater und fasst so das Dilemma des Verführers zusammen. Auch Nathan, der nie ganz aus seines Vaters Schatten getretene Sohn, ist ein Verführer. Schnell sind wir ihm verfallen, dem melancholischen, tragikomischen Wiederholungstäter im ritterlichen Kampf um die Rettung der Liebe. Und schnell sympathisieren wir mit den unverwechselbaren Frauen, die seinen Weg kreuzen.Nathans Vater suchte sein Glück bei den Frauen, Nathans Mutter fand ihr Unglück bei den Männern. Nathan bricht auf in die Welt, um alles ganz anders zu machen. Was macht er ganz anders? Nichts. Nur die Bedingungen haben sich geändert, die Ansprüche. Nathan, bei seiner Zeitung zuständiger Redakteur für das Ressort Leben , verkörpert die Generation der Nach-68er. Unter dem Diktat der Emmas und Bettys darf er seine Männlichkeit zwar ausleben, aber nicht mehr genießen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.09.2007

Zwar zeugt der erste Satz dieses Buches aus Sicht des Rezensenten Jochen Jung von einem katastrophalen Geschmack des Autors. Allerdings solle man sich als Leser davon nicht beirren lassen und wacker weiter lesen - das Buch sei dann wesentlich besser als dieser erste Satz. Zwar ist dieser Roman typisch für einen In-die-Jahre-Kommenden, so Jung. Aber da das mehr oder weniger allen widerfahre, lese man letztlich doch ganz gerne, was andere übers Alt-Werden schrieben. Protagonist Nathan gehe auf die Sechzig zu und sei vom Sex zunehmend gelangweilt, was ihn erst recht unzufrieden macht. Das löst dann eine Phase der Selbstreflexion aus, wie man liest. Robert Menasse schickt seine Leser auf Höllenfahrt durch die seelischen Abgründe seines unentspannten Protagonisten, die er zur Freude des Rezensenten höchst entspannt beschreibt. So gelingt ihm aus Sicht des Rezensenten das kleine Kunststück, einerseits die Zeitgeschichte der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch einmal mit persönlicher Aura Revue passieren zu lassen. Und gleichzeitig einen der "unterhaltsamsten Unterhaltungsromane" der letzten Jahre zu schreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2007

Wenn eine Rezension mit dem Satz "Über dieses Buch lässt sich nicht wenig Gutes sagen" beginnt, dann wird sie, so viel ist sicher, auf manch Unfreundliches hinauswollen. Dies ist auch hier, in Jochen Hiebers Besprechung von Robert Menasses neuem Roman, der Fall. Das Gute verteilt er dabei gar nicht knapp: "Unterhaltsam" sei dies Buch nämlich allemal, Menasse ausweislich früherer Werke potenziell sogar "der repräsentative Autor seiner Generation". Es lässt sich, in "Don Juan de la Mancha" auch vielversprechend an, in der Schilderung einer ganzen Galerie von Frauenfiguren, mit denen der Ich-Erzähler, ein wahrer Don Juan eben, Affären hat. Was dem Roman dann das Genick bricht, oder doch fast, ist zweierlei: Die klischeegesättigte Beschreibung des Journalistendaseins des Helden zum einen, der Übersprung vom realistisch geschilderten Wien in ein seltsam surreales Paris zum anderen. Das passt nicht und das kriegt Menasse, bedauert Hieber, auch nicht passend gemacht. Obwohl der Rezensent an diesem Roman in letzter Instanz dann doch nicht so viel Gutes lässt, der hervorragende Ruf des Autors wird, beruhigt er, werde durch dies minder bedeutende Werk nicht ernsthaften Schaden nehmen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2007

Wenn eine Rezension mit dem Satz "Über dieses Buch lässt sich nicht wenig Gutes sagen" beginnt, dann wird sie, so viel ist sicher, auf manch Unfreundliches hinauswollen. Dies ist auch hier, in Jochen Hiebers Besprechung von Robert Menasses neuem Roman, der Fall. Das Gute verteilt er dabei gar nicht knapp: "Unterhaltsam" sei dies Buch nämlich allemal, Menasse ausweislich früherer Werke potenziell sogar "der repräsentative Autor seiner Generation". Es lässt sich in "Don Juan de la Mancha" auch vielversprechend an, in der Schilderung einer ganzen Galerie von Frauenfiguren, mit denen der Ich-Erzähler, ein wahrer Don Juan eben, Affären hat. Was dem Roman dann das Genick bricht, oder doch fast, ist zweierlei: Die klischeegesättigte Beschreibung des Journalistendaseins des Helden zum einen, der Übersprung vom realistisch geschilderten Wien in ein seltsam surreales Paris zum anderen. Das passt nicht und das kriegt Menasse, bedauert Hieber, auch nicht passend gemacht. Obwohl der Rezensent an diesem Roman in letzter Instanz dann doch nicht so viel Gutes lässt, der hervorragende Ruf des Autors wird, beruhigt er, durch dies minder bedeutende Werk nicht ernsthaften Schaden nehmen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.08.2007

Nach Meinung des Rezensenten Martin Krumbholz hat dieser Roman gelungene und weniger gelungenen Aspekte. Ob es ihm gefällt, dass dieser Roman, politisch recht unkorrekt, seine Geschichte überwiegend mit "dem Kalauer und der aufmüpfigen Sottise" würzt, bleibt ein wenig offen. Doch auf jeden Fall hat Krumbholz seine Freude an den "vielen distanzierten, gut formulierten und problematischen Detail-Ansichten", die des Protagonisten Suche nach der perfekten Frau mit sich bringt. Die Hauptfigur ist eine Mischung aus "den zwei berühmtesten spanischen Anti-Helden (und Phänotypen)" und dieses Konzept trägt nach Meinung des Rezensenten einige unterhaltsame Blüten. Nur, dass der Roman zum Schluss hin ein wenig zerfasert, stört Krumbholz. Doch gleichzeitig wendet er ein, dass diese Erzählhaltung ja vielleicht Programm und dem Inhalt der Geschichte angemessen ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2007

Helmut Böttiger zollt diesem Roman gern seinen Respekt, in dem Robert Menasse die sexuelle Sozialisation seines Helden Nathan schildert, das Grundproblem der Geschlechterbeziehung angeht und zudem vor der Folie von Grundmythen der europäischen Geistesgeschichte - Don Juan, Don Quijote, gepaart mit einem Hauch Flaubert - einen facettenreichen Gesellschafts- und Zeitroman vorlegt. Trotz des schweren Gepäcks lässt sich dieses Buch leicht und vergnüglich lesen, versichert der Rezensent, der beeindruckt ist, wie treffend Menasse in seinen vielen Anekdötchen und satirischen Momentaufnahmen die gesellschaftliche Realität insbesondere der 70er Jahre zu fassen vermag. En passant gelinge ihm mit seinem Publizistik studierenden Helden, der später das "Leben"-Ressort einer Zeitung leiten wird, auch noch ein pointiertes Porträt der Medienwelt, meint Böttiger. Zugeben muss er, dass das Buch mitunter doch etwas konstruiert wirkt, alles in allem aber ist er von diesem Epochenroman einfach hingerissen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.08.2007

Christoph Schröder schwankt bei der Lektüre von Robert Menasses jüngstem Roman zwischen Irritation, Amüsement und Enttäuschung. Ist er vom Cover dieser Komödie um die sexuelle Sozialisation des Helden Nathan in den 70er Jahren und seinem privaten und beruflichen Werdegang bis fast in die Gegenwart geradezu entrüstet, weil er es so platt findet, kann er nicht umhin, die Abenteuer Nathans in wechselnden Geschlechtsakten und Verzweiflungen zunächst ungeheuer komisch zu finden. Schade nur, dass mit steigendem Alter des Protagonisten nicht nur dessen Hang zum Kalauern und Schwafeln zunimmt, sondern dass auch der Autor davon angekränkelt wird, bedauert Schröder. Was also mit Ironie, Intelligenz und hinreißenden Pointen begonnen hat, endet leider ziemlich verkrampft und schließlich kommt einem Menasse sogar mit der "Symbolkeule" und dann ist es mit der Sympathie des Rezensenten für diesen Roman vorbei.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2007

Andreas Breitenstein feiert Robert Menasses Roman "Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust" als "brillante Zeit- und Milieustudie". Auch wenn das Schicksal der 68er Theorie von der Erlösung der Welt durch eine befreite Sexualität thematisch im Zentrum des Buchs steht, dominiert zu seiner Freude weniger der Intellektuelle Meneasse als der Erzähler, der erfindungs- und temporeich, welthaltig, tragisch, komisch und mit viel Witz ein Sittengemälde zeichnet, in dessen Mittelpunkt er den Journalisten Nathan und seine ausschweifende Suche nach Befreiung von Körper und Lust stellt. Gelungen findet Breitenstein die Darstellung der therapeutischen Sitzungen seines Protagonisten, die dem Roman eine dialogische Struktur verleihen. Auch die Einflechtung zahlloser Reflexionen, die niemals den Fortgang der Handlung behindern, hält er für überaus souverän. Dabei schiene ihm das Werk insgesamt als "reichlich larmoyanter Altmännerroman", wäre er nicht "tief ironisch". Das aber geht zu Breitensteins Bedauern ein wenig auf "Kosten des Psychologischen und der Figurenzeichnung".