Richard Hughes

Orkan über Jamaika

Roman
Cover: Orkan über Jamaika
Dörlemann Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783908777915
Gebunden, 290 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Walter. Im Mittelpunkt des Romans steht die zehnjährige Emily Bas-Thornton. Sie lebt mit ihrer Familie auf Jamaika, doch als ein Orkan über die Insel hinwegfegt und das Wohnhaus der Familie davonträgt, beschließen die Eltern, ihre Kinder nach England heimzuschicken. John, Emily und die "Krümel" werden einem Schiff anvertraut, das jedoch gekapert wird. Die Kinder bleiben durch eine Verknüpfung unglücklicher Umstände an Bord des Schiffes mit den überaus freundlichen Piraten und erleben in der Folge zahlreiche Abenteuer, ehe sie an Bord eines Dampfers nach England gelangen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2013

Richard Hughes gilt es wiederzuentdecken, ruft Rezensent Jürgen Brôcan nach der Lektüre dieser neuen Übersetzung des im Original bereits 1929 erschienenen, damals sehr erfolgreichen Abenteuerromans, der von der turbulenten Schiffsreise zweier Jugendlicher von Jamaica zurück nach England handelt. Den, wahrscheinlich ohnehin ironisch gemeinten, Zugeständnissen an den Jugendroman zum Trotz handelt es sich um das raffinierte Werk eines Literaten "von Weltrang", unterstreicht Brôcan in aller Deutlichkeit. Dabei besticht es vor allem als Kritik an den Vorstellungen des Erziehungsromans: Lange vor "Der Herr der Fliegen" treffen wir hier auf Jugendliche, die sich in ihrem Handeln bald als unberechenbar und unmoralisch entpuppen. Dabei gelingen dem Autor bei der Schilderung "körperlicher und sensorischer Empfindungen Passagen von dokumentarischer Nüchternheit", lobt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.12.2013

Keine Abenteuer-Schwarte hat Christopher Schmidt zu annoncieren, sondern einen rabenschwarzen Bildungsroman, der mit dem viktorianischen Bildungsideal abrechnet, kongenial neu übersetzt durch Michael Walter - eine Neuentdeckung! Dies, obgleich Richard Hughes' Freibeutergeschichte schon 85 Jahre auf dem Buckel hat. Modern ist das Sittenbild englischer Kolonisten auf Jamaika um 1860 für Schmidt nicht zuletzt seines Erzählprinzips wegen, das die Perspektive des allwissenden Erzählers mit einer subjektiven Gegenerzählung unterläuft. Da turnt ein Schiffsäffchen durch die Takelage und erinnert Schmidt an das Tier im Menschen, auch im Kind übrigens. In Hughes' grandiosen Naturbeschreibungen entdeckt der Rezensent außerdem eine angelsächsische Form des magischen Realismus, in der Sprache poetische Leuchtkraft, im Text ferner ätzende Ironie und nautische Detailfreude, das ist ja nicht wenig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.12.2013

Wunderbar kurzweilig findet Andreas Platthaus dieses erstmals 1929 erschienene Seestück mit Kindern und Piraten von Richard Hughes, nun gekonnt neu übersetzt von Michael Walter. Dass Mangel an Moral und deftige Grausamkeit derart unterhaltsam sein kann, hätte der Rezensent nicht gedacht. Er verbucht's unter schwarzen britischen Humor, auch wenn das kein Brite mehr hören mag. Viel besser tönt doch: "bestechendes Abbild menschlicher Schwächen" oder "fragiles Gebilde aus Lügen". Sieben Kinder in Piratenhand auf hoher See, das klingt auf alle Fälle vielversprechend. Zumal Platthaus die psychologische und meterologische Präzision des Autors rühmt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.11.2013

Eigentlich stecken in Richard Hughes' "Orkan über Jamaika" zwei Romane, verrät Rezensentin Ursula März. Ein kleines jamaikanisches Mädchen erzählt ihre Geschichte, die gegen Ende des britischen Kolonialismus angesiedelt ist, berichtet März. Gemeinsam mit ihren Geschwistern wird sie auf einem Frachter untergebracht, der sie nach England bringen soll, doch unterwegs wird das Schiff von Piraten gekapert und die Passagiere gefangen genommen. Die Doppelung der Geschichte erfolgt durch die kindlich-naive Sichtweise der Erzählerin, die derart unzuverlässig wirkt, dass zwangsläufig hinter ihren Schilderungen eine andere Version Gestalt annimmt, erklärt die Rezensentin. Die unterschiedlichen Ebenen machen das Buch nicht nur herausfordernd, sondern auch zu einem großen Lesespaß, findet März.
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