Richard Flanagan

Der Erzähler

Roman
Cover: Der Erzähler
Piper Verlag, München 2018
ISBN 9783492058988
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné. Den jungen, mittellosen Schriftsteller Kif Kehlmann erreicht mitten in der Nacht ein Anruf. Er soll die Memoiren des berühmtesten Kriminellen Australiens schreiben, Siegfried Heidl. Heidl hat den Banken siebenhundert Millionen Dollar abgenommen und muss sich nun vor Gericht verantworten. Bis zum Tag der Urteilsverkündung will sein Verleger das Manuskript auf dem Tisch haben. Trotz des enormen Drucks willigt Kehlmann ein, muss aber erkennen, dass Heidl sich gar nicht für das Buch interessiert. Also beginnt er zu erfinden. Je näher aber der Abgabetermin rückt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Heidl und ihm selbst, zwischen Erfindung und Erinnerung. Betreibt Heidl Sabotage, will er, dass Kehlmanns Leben selbst sich ändert, das erfundene und das wahre?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.03.2019

Rezensent Jürgen Brocan kann an Richard Flanagans Roman nur beanstanden, dass der Text möglicherweise etwas zu lang geraten ist. Davon abgesehen gefällt ihm Flanagans gerade Art, die Dinge beim Namen zu nennen, auch wenn der Autor damit mitunter an den Rand der Stereotypie gerät. Die Geschichte um den Bankbetrüger Heidl und den Ghostwriter seiner Memoiren erzählt Flanagan laut Brocan mit viel Sinn für das zwischen Dichtung und Wahrheit angesiedelte Misstrauenspotenzial. Auch wenn der Rezensent bald nicht mehr weiß, was vom Erzählten er glauben soll und wie der Charakter des Täters sich gestaltet, Flanagans Präzision der Beobachtung und der Verzicht auf moralische Urteile im Buch lassen Brocan den Roman lesenswert erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018

Wer über ein recht eindimensionales Frauenbild hinwegsehen kann, zudem auf "Monthy-Python-Humor" steht, kann mit Richard Flanagans neuem Roman durchaus seinen Spaß haben, meint Rezensentin Frauke Meyer-Gosau. Denn die in den Neunzigern spielende Geschichte um den erfolglosen Schriftsteller Kif Kehlmann, der sich und seine schwangere Frau durchzubringen versucht, in dem er als Ghostwriter die Autobiografie des Superkriminellen "Ziggy" schreiben soll, sich dabei immer weiter in dessen wirren Erzählungen verliert und schließlich selbst kriminell wird, während Ziggy bald tot ist, hat einigen Drive, versichert die Kritikerin. Wenn Flanagan, der selbst in jungen Jahren für einen Kriminellen als Ghostwriter tätig war, seine eigene Geschichte fiktionalisiert, sich dabei immer mehr in Seiten- und Nebengeschichten verstrickt, verliert die Rezensentin allerdings bald den Überblick.
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