Rachel Cusk

Kudos

Roman
Cover: Kudos
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428078
Gebunden, 215 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné. Faye ist Schriftstellerin und unterwegs, ihren neuen Roman vorzustellen. Für sie scheint diese Reise lebensentscheidend. Nicht nur hofft sie, endlich die ihr gebührende öffentliche Anerkennung zu finden, sie sucht vor allem Abstand zu einer privaten Katastrophe. Sie begegnet Kollegen, die sich um Kopf und Kragen reden, sie bestreitet Bühnengespräche, in denen man ihr nicht zuhört und sie gibt Interviews, ohne wirklich selbst zu Wort zu kommen. Doch je mehr sie sich auf die anderen einlässt, umso deutlicher wird Faye, was jenseits all der Geschichten und Fiktionen liegt, mit denen die Menschen sich fast obsessiv wappnen. Die Konsequenz, die Faye für sich daraus zieht, ist einleuchtend - führt sie aber geradewegs zurück in die Bodenlosigkeit ihrer persönlichen Situation.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.01.2019

Keine Frage, Rachel Cusk ist eine "kluge und geschliffene" Erzählerin, hält Rezensentin Sabine Peters fest. Wenn die Britin in "Kudos" - wie auch schon in den beiden vorigen Teilen ihrer Trilogie um die Schriftstellerin Faye - über den Zwang zu Selbstoptimierung, Geschlechterverhältnis und Literaturbetrieb nachdenkt, dann folgt die Rezensentin ihr beeindruckt. Faye reist durch die Welt, von einem Festival zum nächsten Workshop, und trifft dabei die interessanten Gestalten, die allesamt versuchen, im Gespräch mit Fay ihrem bisherigen Leben Sinn zu geben. Dann verschwinden die Figuren so schnell, wie sie aufgetreten sind. Der Rezensentin gefällt gut, wie Cusk hiermit das Zuhören zur Tugend erhebt. Aber bei Peters bleiben auch Zweifel: Entkommt Cusk mit diesem seriellen Erzählen wirklich der Dominanz des eigenen Blicks? Ist es so unvoreingenommen, wie die Autorin sich Literatur erklärtermaßen wünscht? Schließlich sieht Peters auch die Gefahr, dass aus einer "streng kontrollierten Manier" blanker Manierismus wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.08.2018

Rezensentin Meike Fessmann scheut den Vergleich mit Virginia Woolfe und Nathalie Sarraute nicht und vernimmt doch einen ganz eigenen Ton in den Büchern von Rachel Cusk. Autobiografisch, die Schwingungen der Umwelt dennoch fein aufzeichnend und sehr "modern" erzähle ihr Cusk einmal mehr von ihrem Alter Ego Faye, die hier auf einem Literaturfestival Frauen lauscht, die aus ihrem Leben nach der Scheidung erzählen oder Autorinnen begegnet, die unter den Vermarktungsstrategien ihrer Bücher leiden. Der "harte Strich", mit dem Cusk die Branche skizziert beeindruckt Fessmann ebenso wie die eindringlichen Bilder, mit denen sie von verletzten Frauen zu erzählen vermag.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.07.2018

Rezensentin Judith von Sternburg scheint erstmal beruhigt. Die Literatur schafft sich nicht selber ab, solange eine Autorin wie Rachel Cusk Romane wie diesen schreibt, meint sie, nostalgisch altmodisch in seiner sprachlichen Form präziser mündlicher Rede - auch  in der "sattelfesten" Übersetzung von Eva Bonné sitzt laut Rezensentin jede Wendung - und dazu noch thematisch so klug und gegenwartsnah wie möglich. Die im Buch verhandelte Odyssee der Protagonistin im literarischen Betrieb sorgt bei der Rezensentin zudem für satirischen Genuss. Vor allem aber wie Cusk in diesem dritten Teil ihres Romanzyklus wiederum die Hauptfigur zum Echoraum mannigfacher Stimmen und genau beobachteter Geschichten werden lässt, hat Sternburg nachhaltig fasziniert. Die Ansicht, bei Cusk gebe es keinen Plot, hakt Sternburg als sehr konventionelles Romanverständnis ab.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 14.07.2018

Mara Delius erkennt keine Bitternis in diesem abschließenden Band von Rachel Cusks Romantrilogie. Wenn Cusk über das Leben und Leiden einer zeitgenössischen Schriftstellerin schreibt, hat das laut Delius auch nur wenig mit Karl Ove Knausgards autobiografischem Projekt zu tun und mehr mit dem Versuch, weibliche Identitätsfindung als Innehalten aus Erfahrung zu beschreiben. Bei Cusk kommen Absurdität und beißende Satire hinzu, was das Buch für Delius weit über minimalistisch-buddhistische Lehrprosa für ein besseres Leben hinaushebt. Zeitlos wie zeitgemäß findet die Rezensentin das nicht zuletzt wegen der im Text verarbeiteten Theorien weiblichen Sehens von Virginia Woolf bis Eva Illouz. Auf einen Plot und Spannungsbögen kann die Autorin dabei gut verzichten, findet Delius.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2018

Angela Schader lernt im abschließenden Band von Rachel Cusks Romantrilogie Wissenswertes über das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau, die Brüchigkeit von Partnerschaften und die Gefährdung der Literatur durch den Betrieb. Wiederbegegnende Motive und Themen erstrecken sich laut Schader durch die drei Bücher, die Protagonistin Faye, wie die Autorin Schriftstellerin von Beruf, bleibt hingegen "fast nur" Kontur, sichtbar durch die Erzählungen der anderen Charaktere, erklärt die Rezensentin. Bestechend und erbarmungslos bei aller Sparsamkeit der Darstellung erscheint ihr Cusks Genauigkeit der Beschreibung von Orten und Gepflogenheiten des Literaturbetriebs. Ein schwereloses Erzählen, das Abgründe öffnet, findet Schader.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.07.2018

Rezensentin Andrea Köhler ist nach London in die Agentur Wylie gereist, um sich mit Rachel Cusk über deren Erfolg und den neuen Roman "Kudos" zu unterhalten. "Kudos" schließt Cusks Romantrilogie ab, ist dem Altgriechischen entlehnt und heißt so viel wie "männliche Ehre, männlicher Ruhm", informiert die Kritikerin. Ihr gehe es allerdings um die Anerkennung von weiblichem Heroismus, um das "radikal Schmerzhafte" in weiblichen Biografien, wie die Autorin der Kritikerin im Gespräch erklärt - und im Roman ausführt: Aus der Perspektive der Schriftstellerin Faye, die hier einen Schriftstellerkongress mit dem üblichen Personal besucht und vor allem als "Echokammer" der Leidensmonologe ihrer Mitmenschen fungiert, werden hier psychologisch klug und subtil beobachtet einmal mehr Themen wie Familie, Kinder, Ehe und Scheitern durchdekliniert, lobt die Rezensentin und meint über den ihrer Meinung nach brillant zwischen "Voyeurismus und Introspektion" oszillierenden Text: Wie Knausgard - nur "disziplinierter".