Karl-Heinz Ott

Und jeden Morgen das Meer

Roman
Cover: Und jeden Morgen das Meer
Carl Hanser Verlag, München 2018
ISBN 9783446259959
Gebunden, 144 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Dreißig Jahre war Sonja Chefin eines Hotels am Bodensee; ihr Mann Bruno bekam als Koch sogar einen Stern. Doch dann stirbt Bruno. Sein Bruder Arno ist bereit, alles, und damit auch einen Berg von Schulden, zu übernehmen - vorausgesetzt, sie verschwindet. Also reist sie nach Wales zu Mister Pettibone. Obwohl dieser sie gewarnt hat. Vor der abgetakelten Pension, dem Essen, seinem Onkel, und überhaupt vor diesem traurigen Land: zugige Fenster, zugige Türen, rundum Ödnis. Doch das Meer ist herrlich! Und ist Wales im Regen nicht allemal besser als ein Feinschmeckerhotel ausgerechnet am Bodensee?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2018

Die kurze Erzählung von Sonja, der 62-jährigen ehemaligen Grandhotel-Besitzerin, die nach dem Ruin nach Wales ans Meer zieht, um dort eine heruntergekommene Kneipe zu betreiben, ist in den Augen der Rezensentin Ursula März "eine kleine Sensation". Laut Kritikerin hat Ott hier nicht weniger als den vermutlich ersten existenzphilosophischen Roman mit weiblicher Hauptfigur geschrieben, denn seine Sonja sucht nicht etwa einen Neuanfang, erzählt die Rezensentin, sie will die äußerste Freiheit, so März: Jeden Morgen aufs Neue entscheiden zu dürfen, ob sie einen Schritt über die Klippen ins Meer geht oder eben nicht. Diese radikale Frauenfigur, die Ott mit, wie März findet, musikalischer Sprache auf wenig Raum die Frage nach dem Wesentlichen stellen lässt, hat die Rezensentin tief beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2018

Michael Braun schätzt die Erzählökonomie im neuen Roman von Karl-Heinz Ott. Dass der Autor sich darauf beschränkt, tragikomisch und melancholisch von der Lebenswende eines Paares zu erzählen, gefällt Braun. Wie die Arbeits- und Liebesbeziehung der beiden Hauptfiguren sich verwandelt in Depression und Seelenlähmung, verfolgt Braun in diesem konzentrierten Text gespannt und immer wieder traurig berührt von Szenen der Selbsttäuschung und Verzweiflung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2018

Rezensent Wolfgang Schneider hält Karl-Heinz Otts Roman für ein herbstliches, ein melancholisches Buch. Die Geschichte von Niedergang, Altersdiskriminierung, Neuanfang im Hotel- und Gastrogewerbe erzählt der Autor laut Schneider mit Humor, mit Sinn fürs Schrullige, Mühsame, Unglamouröse und mit prägnanter Sprache. Dass Ott auch ein Händchen für gewaltige Naturszenen hat, wenn er den Umzug der Protagonistin vom Bodensee an die walisische Küste schildert, hebt den Text für Schneider über das Kammerspiel hinaus.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.09.2018

Laut Rezensent Hubert Winkels gelingt es Karl-Heinz Ott in diesem schmalen Roman, das metaphorische Potenzial des Meeres auszuschöpfen. Wie Ott mit wenig Handlung und sozialem Stoff und vielen Erinnerungen einen ganzen Gesellschaftsroman beim Leser aufruft, wie er Natur und Menschengeschick verbindet und den Gemütszustand seiner Figur heranzoomt, findet Winkels bemerkenswert. Mit seiner sprachlichen Wucht erinnert das Buch den Rezensenten mitunter an Storms "Schimmelreiter".
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