Petr Ginz

Prager Tagebuch

1941-1942 (Ab 12 Jahre)
Cover: Prager Tagebuch
Berlin Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783827006417
Gebunden, 167 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Eva Profousova. Mit einem Vorwort von Mijam Pressler. Prag 1942. Ein 14-jähriger Junge zeichnet das Bild "Mondlandschaft". Es zeigt die Erde, wie er sie sich vom Mond aus betrachtet vorstellt. Im Jahr 2003 nimmt der erste israelische Astronaut eine Kopie dieser Zeichnung mit an Bord der Raumfähre Columbia, die dann beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht. Das Unglück bringt den Namen des jungen Zeichners, Petr Ginz, in die Öffentlichkeit, und so erfährt schließlich Chava Pressburger, seine Schwester, dass man Tagebücher ihres Bruders entdeckt hat, die jahrelang unbeachtet auf einem Prager Dachboden gelegen hatten. Der 1928 geborene Petr war nicht nur künstlerisch sehr begabt - etliche Zeichnungen und Gemälde ergänzen das Prager Tagebuch -, er besaß auch ein bemerkenswertes schriftstellerisches Talent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2006

Mit dem Tagebuch der Anne Frank darf man dieses hier nicht vergleichen, warnt Elisabeth Bauschmid. Petr Ginz sei ein ganz normales Kind gewesen, dass sich für Fußball und Schule interessierte. Aber gerade in dieser Normalität angesichts des Schreckens im von den Deutschen besetzten Prag 1942 sieht Bauschmid den Wert dieser Veröffentlichung und feiert die Notizen als späte Behauptung des Normalen über den von den Nationalsozialisten verhängten Ausnahmezustand.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.04.2006

Beeindruckt hat Ulrich M. Schmidt dieses Tagebuch vor allem wegen seines nüchternen und "präzisen Blicks". Scheinbar unbeteiligt beobachtet Petr Ginz, der in Theresienstadt inhaftiert und der gerade 16-jährig in Auschwitz ermordet werden sollte, den "perversen Optimierungseifer" einer mechanisierten Tötungsindustrie. Er notiert die Erschießungen nach dem Attentat auf den Prager Statthalter Richard Heydrich und listet den Abtransport von Freunden und Bekannten auf. Ginz, so der Rezensent, sei sich der Ungeheuerlichkeiten, die alltäglich um ihn herum geschehen, durchaus bewusst. Aber es gelingt ihm nicht, sie anders als im wortkargen Telegrammstil zu erfassen. Dieses Unvermögen, das Unfassbare in Sprache zu bannen, macht die Aufzeichnungen zu einer "erschütternden Lektüre."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.04.2006

Für Ernst Piper ist das Tagebuch von Petr Ginz, der 1942 aus Prag nach Theresienstadt deportiert und 1944, mit 16 Jahren, in Auschwitz ermordet wurde, ein beeindruckendes Zeugnis eines außerordentlich begabten Jungen. Die Aufzeichnungen wurden 2003 zufällig "auf einem Dachboden" gefunden und sind von Ginz' Schwester, Chava Pressburger, "liebevoll ediert" worden, teilt der Rezensent mit. Man könne hier einen Jungen von "stupender Belesenheit" mit vielerlei Begabungen kennen lernen, der neben dem ständig schwieriger werdenden, "aberwitzigen" Alltag der Juden auch Politisches festhält, so der Rezensent. Die "Erschütterung", die einen bei der Lektüre ergreift, "ist schwer in Worte zu fassen", so Piper, der die "kundigen Vor- und Nachworte" lobt und auch auf die vielen von Ginz selbst stammenden Illustrationen hinweist.
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