Peter Hoeg

Das stille Mädchen

Roman
Cover: Das stille Mädchen
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446208247
Gebunden, 464 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. Kasper Krone ist der berühmteste Clown Europas - und er hat ein phänomenales Gehör. Als eines Tages das Mädchen KlaraMaria - von der eine eigenartige Stille ausgeht - verschwindet, ahnt er, dass etwas Entsetzliches geschehen wird, wenn er sie nicht sucht und befreit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

Jutta Person kann sich mit Peter Hoegs Roman um ein Erdbeben in Kopenhagen, ein entführtes Mädchen und einen mit geradezu übermenschlichem Gehör ausgestatteten Helden nicht anfreunden. Obwohl sie sich über das verrückte Personal des Romans, das aus einer Mischung aus James-Bond-Filmen und Italowestern stammen könnte, durchaus amüsieren kann und die rambohafte Kraft der durchweg in Kurzsätzen gehaltenen Sprache dieses umfangreichen Buches bewundert, stört sie sich gewaltig an der esoterischen Grundstimmung und der Missionswut dieses Textes. Da fällt es dann auch kaum auf, dass der Plot wegen seiner vielen Verwicklungen kaum zu durchdringen ist, moniert die Rezensentin. Denn bei aller Brachialgewalt, mit der sich die Protagonisten dieser Geschichte buchstäblich durchs Leben schlagen, ist es dem Autor sehr ernst mit seiner göttlichen Mission, die die genervte Rezensentin von jeder Seite aus anschreit.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.03.2007

Vom "Strampeln im Erzählbrei" dieses Romans sichtlich genervt ist Rezensent Michael Rutschky, der kein gutes Haar an Peter Hoegs Buch lässt, das er im Übrigen so schlecht zu finden scheint, dass er es noch nicht einmal auf Augenhöhe, sondern nur mit polemischen bis hämischen Tönen zu kritisieren vermag. Als Prinzip des Romans über ein Kind mit magischen Fähigkeiten und einem absoluten Gehör nennt er das der "Pizza Alles Drauf". Auch spricht er von Wellness im "Schlammbad, während Weltmusik erklingt". Hoeg habe seinen Roman als "ununterbrochene Folge von Großaufnahmen" komponiert, als schwerverdauliches, pseudometaphysisches Gebräu aus Elementen der Fantasy, Esoterik, Popmusik und "anderem Kulturkonsum". Mehr hat der Rezensent dazu nicht zu sagen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2007

Zehn Jahre Funkstille - und dann? Jochen Hieber ist tief enttäuscht über den neuen Roman von Peter Hoeg, Bestsellerstatus hin oder her. Den guten Verkauf des Buches schreibt er der Lesertreue zu, doch um Himmels willen nicht der Güte des Textes. Vieles ist schief gegangen, Hieber zählt auf: Unglaubwürdigkeit, Unlogik (selbst für die Gattung Thriller), Behauptungen statt Beschreibungen, Konstruktionsschwächen. Richtig haarig aber wird's für Hieber, wenn der Autor seine privaten Steckenpferde reitet. Mystik und Spiritualität, Musik und das Ewigweibliche lässt er als Schreibimpulse nicht gelten, wenn sie zu Lasten einer schlüssigen Handlung gehen. Und wer Meister Eckhart oder Verdi ins Spiel bringt, findet Hieber, der sollte schon wissen, worüber er schreibt, nicht bloß fühlen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2007

Als "fürchterlichen Action-Schmarren" verreißt Rezensentin Petra Kohse Peter Hoegs neuen Roman, der ihr streckenweise wie "die verschriftlichte Parodie eines Computerspiels" vorgekommen ist. Und obwohl gelegentliche Pointen ihre Leseleiden manchmal etwas lindern konnten, wirft sie Hoeg Selbstverliebtheit, religiöses Delirieren und die Produktion von "literarischem Mumpitz" vor. Es geht Kohse zufolge um einen Zirkusclown, der "besser hören kann, als Patrick Süskinds Monsieur Grenouille riechen". Auch spiele das titelgebende stille Mädchen eine tragende Rolle, bei dessen Beschreibung Hoeg sich dem Eindruck der Rezensentin zufolge wohl in eine Art "pathetischen Feminismus" hineinsteigert. Am Ende jedoch, und dies ist das größte Vergehen, dessen die Rezensentin diesen Autor bezichtigt, führt eine hochkomplex angelegte Handlung buchstäblich ins Nichts. Insgesamt hat das Buch ihr Leserinnenleben nicht bereichert sondern mit ausuferndem Dozieren erheblich beschwert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.02.2007

"Dänen lügen nicht," muss Rezensentin Kristina Maidt-Zinke leider feststellen, die trotz katastrophaler Kritiken des dänischen Originals versucht hat, die deutsche Übersetzung von Peter Hoegs neuem Roman unvoreingenommen zu lesen. Doch diesen "Zwitter aus Thriller und Traktat" fand auch sie schwer verdaulich. Dazu trägt bei, dass Hoeg erst auf den letzten Seiten mitteile, worum es genau in seiner Geschichte geht. Vorher wimmelt es von Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, bloß dass die Rezensentin sie allesamt völlig blutleer und uninteressant findet. Der Plot sei überfrachtet, und warte an jeder Ecke mit "pseudo-musikologischen Stilblüten" auf. Es gehe um Gehör, um Bewusstsein und mythische Traditionen. Doch selbst dem abgebrühtesten Esoteriker müsse die pathetische Penetranz, mit denen der Roman ständig darüber doziere, irgendwann wohl die Fußnägel aufrollen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.02.2007

Ausgesprochen Leid geprüft gibt sich Rezensent Paul Jandl nach überstandener Lektüre dieses 460 Seiten zählenden Romans. Besonders stöhnt er über eine "hanebüchene Handlung", schwerverdaulichen merksatzhaften Bildungsballast und einen ebenso enervierend aufgeblasenen wie pseudogelehrten Stil. Auch geht ihm die esoterische Grundierung des Buchs gegen den Strich. Dieses Buch wolle vom absoluten Gehör handeln und treffe mit seiner "hölzernen, blutarmen" Sprache selbst keinen richtigen Ton, beklagt sich der Rezensent außerdem. Die Geschichte vom stillen Mädchen mit übersinnlichen Fähigkeiten, das eines Tages verschwindet, hat für ihn deutliche Anklänge an Peter Hoegs Bestseller "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". Doch während es bei Fräulein Smilla um die Zeit gegangen sei, stehe nun der Klang im Mittelpunkt. Bloß, dass dieser Roman mit seinen stereotypen, esoterischen verbrämten Formeln und reichlich kitschigen Szenen aus Sicht des Rezensenten dabei völlig unsinnlich bleibt.
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