Natan Dubowizki

Nahe Null

Roman
Cover: Nahe Null
Berlin Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783827009470
Gebunden, 223 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Jegor ist "Verleger", Vater einer Tochter, die er nicht lieben kann, und hält sich eine Freundin, die sich für ihn nur dadurch von einer Gummipuppe unterscheidet, dass sie nicht aus Gummi ist. Seit dem Ende der Sowjetunion hat er in einem der korruptesten Länder der Welt Ansehen und Wohlstand mit Copyright-Piraterie und als Ghostwriter für anerkennungssüchtige Politiker erlangt. Sein tägliches Einkommen bestreitet er in den überaus lukrativen Geschäftszweigen Bestechung, Erpressung und Nepotismus.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.03.2010

Fragen über Fragen wirft der Roman für Katharina Granzin auf, der im letzten Herbst in Russland für Aufmerksamkeit sorgte, weil man hinter dem Pseudonym Natan Dubowizki die "Nummer drei" im Kreml, den Chefideologen Wladislaw Surkow, zu erkennen meinte. Ob man diesem Roman auch in Deutschland derart viel Beachtung geschenkt hätte, wenn er nicht Surkow zugeschrieben würde, weiß die Rezensentin nicht, aber sie räumt unumwunden ein, dass die Geschichte um den Zyniker Jegor, der als Killer für eine "Buchmafia" erfolgreich ist und den Mord an einer ehemaligen Geliebten rächen will, wirklich spannend ist. Auch der "zynische" Humor und die literarische Souveränität hebt sie lobend hervor. Allerdings findet sie, dass der Autor in seinem geradezu "lehrbuchhaft postmodernen", weil zwischen den Genres springendem und hingebungsvoll in gewalttätigen und sadistischen Schilderungen schwelgendem Roman durchaus mehr Raum für Geheimnisse hätte lassen können und sich das Ganze mitunter etwas "geschwätzig" liest. Was sich Granzin aber bis zum Schluss nicht recht erklären kann, ist, warum ein Mann wie Surkow diesen Roman hätte schreiben oder sich auch nur mit der Autorenschaft schmücken sollen beziehungsweise wie dieses Buch für eine "gesellschaftliche Erneuerung" in Russland "instrumentalisiert" werden könnte, wie es der NZZ-Kritiker Ulrich Schmid vermutet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.03.2010

Karl Grobe nennt Wladimir Surkow, den stellvertretenden Leiter der russischen Präsidialverwaltung, als Autor hinter dem Pseudonym Natan Dubrowizki und fragt sich etwas ratlos, was der mit seinem Gangsterroman eigentlich will. Ein Meisterwerk ist die Geschichte um einen kriminellen und korrupten Antihelden, der in der Unterwelt genauso zuhause ist wie in der Welt der oberen Gesellschaft, laut Rezensent jedenfalls nicht, dafür fehle ihm der Mut zur Satire und der Spott auf die gesellschaftlichen Kräfte, die hier ihre korrupten Fäden spinnen. Stattdessen muss man sich manchen "Schmarren" gefallen lassen, sowohl formal wie inhaltlich, warnt der Rezensent. Wendet sich der für seine Bemühungen um eine "geistig-moralische Wende" in Russland und seinen Hass auf die "Intelligenzija und das Volk" bekannte Surkow gegen Putin, versucht er den jetzigen Präsidenten Medwedew zu stärken? Schwer zu sagen, aber es beschleicht Grobe das unangenehme Gefühl, dass hier zwischen den Zeilen der Ruf nach einem "Über-Korrektor" vorliegt, der die Fehler der russischen Gegenwart ausbügeln soll.