Nanni Balestrini

Sandokan

Eine Camorra-Geschichte
Cover: Sandokan
Assoziation A Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783935936552
Gebunden, 144 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Max Henninger. In einem heruntergekommenen Landstrich Süditaliens entscheidet sich eine Gruppe Jugendlicher für die organisierte Kriminalität, um dem elenden Kleinbauerndasein ihrer Eltern zu entkommen. Fest entschlossen, vor nichts Halt zu machen, ermorden sie in kürzester Zeit ihre Rivalen und erringen die Vorherrschaft über die örtlichen Camorra-Gruppen. Nachdem sie den Drogenhandel in ihre Hand bekommen haben, gehen sie dazu über, ein gewaltiges Wirtschaftsimperium aufzubauen, mächtiger und reicher als das der sizilianischen Mafia. Auf den dramatischen und gewaltsamen Aufstieg folgt ein blutig ausgetragener innerer Zwist. Die Anführer der Gruppe schalten sich gegenseitig aus, bis es schließlich zur Verhaftung Sandokans, des letzten und berüchtigsten Anführers, kommt. Zeuge dieser auf wahren Begebenheiten beruhenden Episode der italienischen Kriminalgeschichte ist ein ortsansässiger Jugendlicher, der sich weigert, die Laufbahn seiner Bekannten einzuschlagen, und sich entscheidet, seiner verwüsteten Heimat für immer den Rücken zu kehren.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.05.2007

"Leicht und packend zu lesen" fand Rezensent Andreas Fanizadeh diesen Roman über einen Camorra-Clan aus dem Süden Neapels. Und das bei fehlender Interpunktion! Denn Autor Nanni Balestrini hat, wie der Rezensent schreibt, als erzählerisches Stilmittel eine "punkt- und kommalose Kunstsprache" gewählt. Doch gerade dadurch stellt sich aus Sicht Fanizadehs der Effekt ein, dass die Erzählung und Dokumentation des rasanten Aufstiegs eines rohen, atavistischen Landarbeiterclans zu brutalen Verbrecherkönigen um eine narrative Schicht erweitert wird, der reinen Erzählung also so etwas wie eine höchst prägnante "Existenzialphilosophie des neapolitanischen Gangstertums" hinzugefügt wird. Auch die comichaften Elemente der Darstellung der Mafia-Karriere aus der Sicht einzelner Clanmitglieder, die den Rezensenten manchmal an die Fernsehserie "Die Sopranos" erinnern, tragen bei ausdauernder Hochspannung zum Lesegenuss bei.