Klappentext
Italienisch-deutsch. Übersetzt von Thomas Flasch. Mit einem Nachwort von Gustav Seibt. Die Aufgewühltheit der Gedichte Michelangelos habe ihn tief ergriffen, bekannte der alte Thomas Mann: "Gerade durch das erschüttert Hingewühlte dieser einsamen Geständnisse des gewaltigen Künstlers packen sie so ungeheuer, auf eine fast außerkünstlerische, nackt menschliche Weise, unser Gemüt." Man hat die Lyrik des größten Bildhauers der Renaissance mit seinen fragmentarisch behauenen Bildwerken verglichen und immer wieder die expressive Kraft seiner dramatischen, oft absichtsvoll dunklen, auch rauhen und paradoxen Sprache gerühmt.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.2000
Manfred Hardt begrüßt zunächst diesen neuen Versuch, die Lyrik Michelangelos, die "dem Verstehen große Widerstände" entgegensetze, neu ins Deutsche zu übersetzen, und er verweist auch auf den Essay von Gustav Seibt, der die deutsche Michelangelo-Rezeption nachzeichnet. Dann beginnt die Kritik: Hardt vermisst Anmerkungen zur Gedichtauswahl, Kommentare und Register. Vor allem aber ist er mit Thomas Flaschs Nachdichtung im Stile Herders und unter Verwendung antiker Versmaße nicht zufrieden. Anhand einiger Beispiele zeigt er, dass Flasch etwa distanzierte Anreden wie "Signor mio" durch ein "Du" ersetzt, das dem Rezensenten viel zu vertraulich erscheint. Auch meint er, dass eine Reihung von Relativpronomen in einem Michelangelo-Sonett auch im Deutschen entsprechend wieder zugeben sei, also: "Du weißt, dass ich weiß, dass du weißt", statt, wie Hardt es übersetzt, "Du weißt, ich weiß, du weißt". Auch bei den Sonetten zu Dante bemängelt Hardt, dass der Übersetzer eine ins Original eingeschriebene respektvolle Distanz zum Gegenstand durch allzu große Vertraulichkeit entstelle. Abschließend wünscht sich Hardt eher eine "wort- und gedankentreue Übersetzung" statt einer künstlerischen Nachdichtung, wie sie hier vorgelegt werde. "Wir brauchen keinen deutschen Michelangelo."
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