Michel Butor

Der Zeitplan

Roman
Cover: Der Zeitplan
Matthes und Seitz, Berlin 2009
ISBN 9783882217421
Gebunden, 424 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Helmut Scheffel. Schon bei seiner Ankunft in Bleston beschleicht Jacques Revel, der für ein Jahr in einem Export-Import-Unternehmen arbeiten soll, ein unbestimmtes Gefühl von Unbehagen, er fühlt sich verfolgt und beobachtet. Um zu verstehen, was um ihn herum passiert, beginnt er zeitversetzt mit Aufzeichnungen, in denen sich Gegenwart und Vergangenheit annähern und kreuzen. Doch durch die Niederschrift seiner Beobachtungen wird auch das Gewöhnliche rätselhaft und bedrohlich, die Stadt zu einem mythischen Labyrinth. Langsam wird er zum Opfer seiner eigenen Gedanken und das Chaos der Großstadt spiegelt sich in den Strukturen seiner Erzählung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2009

Zwischen "Behagen und Unbehagen" changiert Rezensent Stephan Speicher in seinem Urteil über den Roman einer Dorfjugend von Ulla Hahn. Denn einerseits anerkennt er die Darstellung der dörflichen Beschränktheit, die sich ziemlich eindrücklich auf den Leser überträgt. Andererseits sind ihm die eingestreuten Zeitanalysen der sechziger Jahre zu erbaulich und lassen ihn an den eigenen, etwas beschränkten Schulfunk zurückdenken. Die unvermittelte Konzentration der Protagonistin auf ihre Schullektüre lässt die Hauptfigur auch etwas veröden, stört sich Speicher. Den bisherigen Erfolg des Buches kann er allerdings verstehen: Aufgrund der "saugenden Atmosphäre" des Buches, die einem mit Beginn der Lektüre gleichsam in die Geschichte zieht, prophezeit er dem Roman eine anhaltend große Leserschaft.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2009

Kafka und Proust als Amalgam - Die beiden Säulenheiligen der literarischen Moderne sind die Vorbilder für Michael Butors Debütroman, den dieser 1956 niederschrieb, erklärt Rezensent Tobias Lehmkuhl und findet Gefallen an diesem Buch. Gleich einer Fuge nämlich führt Butor die fünf Erzählstränge "meisterhaft" und "mit musikalischer Leichtigkeit" parallel, so dass Lehmkuhl zum Vergleich ausholt: So wie der Protagonist Revel von der Stadt Bleston in Bann gezogen wird, so kann sich auch der Leser der Lektüre nicht entziehen. Gleichzeitig entspricht der gewachsene Hass des Franzosen Revels für Bleston, den er in einem Tagebuch dokumentiert, der wachsenden Liebe des Lesers für dieses Buch. Sehr gut übersetzt und sehr schön ausgestattet, findet Rezensent Lehmkuhl schließlich und zitiert zum Abschluss begeistert eine von Revels Busfahrten herbei.
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