Michael Kleeberg

Das amerikanische Hospital

Roman
Cover: Das amerikanische Hospital
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2010
ISBN 9783421043900
Gebunden, 240 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Paris, im Winter 1991. Helene steht in der Empfangshalle des amerikanischen Hospitals, als vor ihr ein Mann zusammenbricht. Sein Blick brennt sich in ihre Augen. Das ist die erste Begegnung zwischen der dreißigjährigen Pariserin und David Cote, einem amerikanischen Soldaten. Die beiden vom Schicksal Gebeutelten freunden sich an und stützen einander auf ihrer schmerzhaften Suche nach der Wahrheit über sich selbst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.11.2010

Die Hochs und Tiefs des Literaturgenuss erlebt Christoph Schröder bei Michael Kleebergs Roman "Das amerikanische Hospital". Im Krankenhaus treffen der an einem posttraumatischen Belastungssyndrom leidende Golfkriegsteilnehmer David Cote und die dort wegen Unfruchtbarkeit behandelte Helene aufeinander und entwickeln eine "intime Beziehung", lässt der Rezensent wissen. Der Kitsch wird hier nicht immer sicher umschifft, und manches scheint in dieser Geschichte, deren "Botschaft", Heilung von Verletzungen seien nicht im "diagnostischen und therapeutischen" Bereich, sondern im "Zwischenmenschlichen" zu erlangen, Schröder auch durchaus etwas "banal" findet. Irritierend sind für den Rezensenten auch die stilistisch uneleganten Dialoge der Protagonisten oder der penetrante "Kunstwille", der aus so manchem Satz spricht. Und trotzdem geht für Schröder ein Sog von diesem Roman aus, und er attestiert dem Autor nicht nur eine meisterliche Beherrschung der Darstellung der Kriegsschrecken, sondern auch der "Körper-Seele-Problematik" und er würdigt die mitunter beeindruckend starken sprachlichen Bilder. Und besondere Bewunderung schließlich ernten bei ihm die Punkte, die Kleeberg ausspart, wie zum Beispiel Fragen nach der "ethischen Verantwortung".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2010

Der virtuose Anfang dieses melancholischen Liebesromans zog Martina Meister sofort soghaft in seinen Bann. Und an einen unangenehmen Ort: ein Krankenhaus als Raum dieser schwierigen Liebe zwischen einem amerikanischen Irak-Veteranen und einer französischen Pazifistin, die sich hier künstlich befruchten lassen will. Michael Kleeberg nun komponiere aus den unregelmäßigen Begegnungen der beiden über fünf Jahre hinweg das langsame Vortasten der Frau in die Innenwelt des traumatisierten Mannes und sein Vortasten zurück in die Welt. Allerdings hält der Roman dabei nicht, was sein Anfang verspricht, findet die Kritikerin, die das erzählende Ich bald hinter der Maske eines unpersönlichen Erzählers verschwinden sieht. Auch schadet die Form aus ihrer Sicht der Intensität des Stoffes. Bei diesem nämlich, so Meister, handele es sich eher um einen Novellenstoff, der von der Verdichtung leben könne, nun aber von der Episierung verwässert werde. Auch scheinen die Berichte aus den geschilderten Höllen des Invitro-Wesens und des Irak-Krieges nur teilweise glaubhaft zu sein. Sprachliche und inhaltliche Ungenauigkeiten hat die Kritikerin ebenfalls zu bemängeln. Erst am Ende kann Kleeberg ihr noch einmal seine Meisterschaft demonstrieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.09.2010

Michael Kleeberg hat Meike Fessmann nicht nur mit der "Welthaltigkeit" seines jüngsten Romans beeindruckt, in dem er sich mit dem Irak-Krieg auseinandersetzt. Seine Abkehr von allzu offen ausgestellter Bildung machen seine Geschichte von einem am posttraumatischen Stresssyndrom leidenden amerikanischen Soldaten und einer Frau, die durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden versucht, zu einem Leseerlebnis für jedermann, so die Rezensentin sehr eingenommen. Wie virtuos der Autor seine Geschichte erzählt, muss man dabei gar nicht unbedingt bemerken, so die Rezensentin. Sehr eindrucksvoll führe Kleeberg hier die Kriegserfahrungen des Soldaten mit dem von der Frau ausgeführten und erlebten "Krieg gegen den eigenen Körper" parallel, so die Rezensentin angetan.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2010

Als hoch raffinierte Experimentalanordnung stellt Patrick Bahners diesen jüngsten, in den Neunziger Jahren angesiedelten Roman von Michael Kleeberg dar. Zwei auf den ersten Blick ganz unverbundene Geschichten lässt der Autor sich hier begegnen: die der Französin namens Helene, die sich im Amerikanischen Hospital einer - katastrophal scheiternden - künstlichen Befruchtung unterzieht und die des amerikanischen Offiziers David Cote, der durch Erlebnisse im ersten Irakkrieg traumatisiert ist. Die große Kunst Kleebergs sieht Bahners nun darin, wie diese beiden Traumatisierungen in einem hoch präzisen metaphorischen Verfahren einander zwar angenähert, nie aber übers Punktuelle hinaus gleichgesetzt werden. Es ist insbesondere das "Fingerspitzengefühl" des Autors, das den Rezensenten von dessen Können überzeugt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter