Michael Angele

Schirrmacher

Ein Porträt
Cover: Schirrmacher
Aufbau Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783351037000
Gebunden, 222 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Das Spiel mit der Macht. Frank Schirrmachers Biografie ist vielleicht die letzte, die man exemplarisch nennen muss: Michael Angele hat das erste Porträt des Journalisten, Herausgebers der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Bestsellerautors geschrieben. Er zeichnet ein detailreiches Bild des Mannes, den man den "kindlichen Kaiser" nannte, ebenso wie ein Panorama der Medienlandschaft und Debatten dieser Zeit, die Schirrmacher entscheidend mitbestimmte. In der deutschen Mediengeschichte ist Frank Schirrmacher (1959--2014) eine singuläre Erscheinung. Weit über seine Funktion als Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hinaus wirkte Schirrmacher als Bestsellerautor in die deutsche Öffentlichkeit und ihre Debatten hinein. Dabei verschränkten sich Machtwille und Lust am Diskurs, Aufklärung und Reaktion in spektakulärer Form. Schon zu Lebzeiten wurde er bei Eckhard Henscheid oder Rainald Goetz zur literarischen Figur, nicht zuletzt wegen seines Hangs zur Intrige und zur großen Geste.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.06.2018

Rezensent Danilo Scholz liest Michael Angeles Buch "Schirrmacher. Ein Porträt" weniger als Biografie des FAZ-Herausgebers denn als "Soziogramm des deutschen Männerfeuilletons", denn in seinem Zentrum stehen laut ihm die Funktionsweisen des "Mikrokosmos Journalismus": Vetternwirtschaft, Lästerei und das Ausgeben subjektiver Eindrücke als objektive Wahrheiten werden hier seiner Meinung nach als Charakteristika der Branche entlarvt. Von Schirrmacher zeichnet das Buch hingegen kein klares Bild, auch wenn es Einblick in seine Lieblingsmethoden gewährt, so Scholz. Stattdessen bietet es dem Rezensenten die wertvolle Einsicht, dass Schirrmacher deutlich facettenreicher war, als er sich auch selbst präsentiert hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2018

Benedict Neff findet Michael Angeles Schirrmacher-Porträt dann am besten, wenn der Autor Gespräche mit Kollegen verarbeitet, wenn er erzählt und das aufregende Redaktionsleben des ehemaligen FAZ-Herausgebers aufscheint. Dann begegnet ihm Schirrmacher als "Spieler, Schelm und Fabulant". Andere Aspekte des Buches sind ihm eher unsympathisch, dann wirft er Angele einen Mangel an Menschenfreundlichkeit und Empathie vor oder unterstellt ihm, sich mit "gekränkter Zugeneigtheit" nachträglich in Schirrmachers Leben einschreiben zu wollen. Immerhin, konzediert er, bei seiner Beschreibung von Schirrmachers Machtmenschwerdung hinterlässt Angele "keine Schleimspur".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2018

Rezensent Harry Nutt ist nicht glücklich mit Michael Angeles biografischem Porträt des verstorbenen F.A.Z-Herausgebers Frank Schirrmacher. Zu fahrig und fehlerhaft in den Details, zu sehr auf Geheimnis getrimmt, wobei der Autor schließlich doch nur Tratsch für Eingeweihte zu bieten hat, keine Indizien, meint Nutt. Dass der Autor sich auf Schirrmacher als Machtmensch einschießt, nicht auf dessen Werk, bedauert der Rezensent. Schließlich wäre über das publizistische Wirken Schirrmachers eine Menge zu sagen und durchaus zu loben gewesen, findet Nutt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.05.2018

Nun kann man es ja zugeben: Die kleine Feuilletonisten-Welt und die etwas größere Welt der Medien und teilweise der Politik in Deutschland waren vom genialen und manchmal genial-bösen Irrwisch und Macht-Virtuosen Frank Schirrmacher zutiefst fasziniert. Die gar nicht leichte Aufgabe, schon vier Jahre nach dem Tod Schirrmachers - wo fast alle Freunde und schlimmer: Feinde des Porträtierten noch leben - ein biografisches Portät vorzulegen, hat Michael Angele laut Rezensent Adam Soboczinski ziemlich brillant gemeistert. Ihm persönlich war zum Beispiel neu, wie sehr auch Schirrmacher wie so viele deutsche Elite-Angehörige von Stefan George geprägt war. Schirrmachers begeisterte Jüngerschaft zu Wolfgang Frommels Post-George-Kreis "Castrum Peregrini" fügt für ihn eine neue Facette zum Bild Schirrmachers hinzu. Von "der frauen fremder ordnung", so zitierte er den Meister seinerzeit, wollte Schirrmacher wenig wissen! Das FAZ-Feuilleton war dann ja auch lange so'n Jungs-Ding. Und so hat Soboczynski manches andere aus dem Buch erfahren, das er besonders wegen Angeles entspannter Haltung zu Schirrmacher zur Lektüre empfehlen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2018

Andrian Kreye ist empört über Michael Angeles Schirrmacher-Biografie. Zwar räumt der SZ-Feuilletonchef durchaus ein, dass der ehemalige FAZ-Herausgeber ein "gerissener Netzwerker und brutaler Chef" gewesen sei, aber was Angele über Frank Schirrmacher zusammenträgt, nennt Kreye in seiner auf Vernichtung zielenden Kritik geschwätzig und boshaft. Er sieht nicht nur Schirrmacher, sondern gleich die ganze Medien- und Kulturbranche unter Generalverdacht gestellt: Als sei Schirrmacher ein Machtmensch mit zweifelhaften Methoden gewesen! Statt Respekt oder wenigstens Quellengenauigkeit bietet ihm Angele ermüdende Geschwätzigkeit, teilweise in Ich-Form, teils aus zweiter Hand, und "üble" Vorurteile. Auch sprachlich erscheint Kreye das Porträt nicht besonders gekonnt, so dass er sich bald im Labyrinth der Erzählzeiten verirrte.
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