Mianmian

La la la

Erzählungen
Cover: La la la
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2000
ISBN 9783462029505
Taschenbuch, 181 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Karin Hasselblatt. Mianmian, die junge Autorin aus dem Reich der Mitte, erzählt in ihren vier fast autobiografischen Geschichten "La La La" von Liebe, die wie Gift ist, von Nächten, die voller Musik sind, und von Mädchen, die Schokolade wie die Luft zum Leben brauchen. In der Jugendszene von Peking, Shanghai und anderen Millionenstädten ist "La La La" ein Kultbuch, von dem Raubkopien kursieren. Der Erzählungsband wurde in China drei Tage nach Erscheinen von der Zensur aus dem Verkehr gezogen. Mianmian beschreibt die schmutzige Seite des neuen, wilden Chinas, schildert eine Welt, die es offiziell im Roten Reich nicht geben darf: die Welt der Drogen, der Lesben und Schwulen, der Prostitution. "La La La" erscheint in Deutschland in einer unzensierten und von der Autorin überarbeiteten Version.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2001

Susanne Messmer stellt zwei junge chinesische Schriftstellerinnen vor, Wei Hui und Mianmian, die "halbbiografische Bücher" über gesellschaftliches Außenseitertum geschrieben haben, die in China prompt verboten wurden. Ihr Eindruck über diese Art von Literatur ist durchaus gemischt. Einerseits wirken die Bücher auf sie wie "verirrte Querschläger" mit "übertriebenem Pathos, geschmacklos, vulgär und immer voll daneben", andererseits sind sie ein spannender Kommentar zum Geschlechterverhältnis in China und zum modernen Leben in Shanghai. Zudem ist sich Messmer nicht sicher, ob die Romane wirklich so wenig ironische Brechung enthalten, wie es auf den ersten Blick erscheint: die "fatale Selbstentblößung (wird) so ins Alberne geschraubt, dass man nicht an bloße Blödigkeit glauben kann".
Während die Rezensentin Wei Huis Roman "Shanghai Baby" tatsächlich recht einfach gestrickt findet, beobachtet sie bei Mianmians Erzählungsband "La la la" interessante Brechungen und ist berührt von der "tiefen Hoffnungslosigkeit", die sich in den Geschichten entfaltet. Spannend findet Messmer diese "Art von Pop- oder besser Punkliteratur, die sich so unpolitisch gibt, dass sie politisch ist" allemal, auch wenn "ihre leicht verunglückte Großspurigkeit... manchmal zum Davonlaufen" ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.04.2001

Christiane Hammer fühlt sich zu alt für dieses Buch. Und dann hat sie das auch alles schon einmal gelesen - bei der hiesigen Popliteratenfraktion nämlich. Wozu also dieses Buch, fragt sie entnervt, und wozu eine Übersetzung? Etwa, weil die Schanghaier Variante der Boomtown-Generation, wie sie es nennt, noch zynischer, noch hedonistischer und noch etwas promiskuitiver ist? Die Rezensentin jedenfalls nimmt's gelassen: "Oh la la, bitte anschnallen", kommentiert sie das ausschweifende Leben der Figuren. Wird dann aber doch richtig böse, wenn sie nach der Modernität des "mäandernden Geschwafels" fragt. Ist es die narzisstische und ziemlich humorlose Selbstzelebrierung, die Gleichgültigkeit gegenüber den vielen Sprachlosen der neuen Zeit oder die Bedienung neoexotischer Klischees, die das Buch modern machen? Alles zusammen, ja, hören wir sie sagen.