Matthias Wittekindt

Vor Gericht

Ein alter Fall von Kriminaldirektor a. D. Manz
Cover: Vor Gericht
Kampa Verlag, Zürich 2021
ISBN 9783311125372
Gebunden, 320 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Kriminaldirektor a. D. Manz hat sich behaglich eingerichtet in seinem Ruhestand im Dresdner Umland. Er rudert auf der Elbe, kümmert sich um seine Enkelkinder. Doch dann reißt ihn ein Brief der Staatsanwaltschaft Berlin aus seinem Alltag: Manz soll vor Gericht aussagen. Es geht um einen Mord im Jahr 1990, seinen letzten Fall in Berlin, den er nicht mehr abschließen konnte, weil er versetzt wurde. Jetzt, über zwanzig Jahre später, scheint der Mörder gefunden. Und es geschieht, was Manz nie wollte: Er versinkt in der Vergangenheit, in alten Denkmustern, und auch Vera erscheint vor seinem inneren Auge, die Kollegin, mit der er damals zusammengearbeitet hat und die sich kurz darauf das Leben genommen hat. Haben sie bei ihren Ermittlungen einen Fehler gemacht? Beim Prozess in Berlin muss Manz feststellen, dass etwas gründlich schiefläuft. Steht ein Unschuldiger vor Gericht? Die Aufklärung des Falls verschränkt sich untrennbar mit Manz' Blick in seine eigene Vergangenheit, der Auseinandersetzung mit sich selbst, seinem Älterwerden - und all das vor dem Hintergrund der wiedervereinigten Bundesrepublik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.05.2021

Rezensent Stefan Fischer findet Matthias Wittekindts Roman um einen Ermittler in Pension und einen alten Fall anregend. Nicht so sehr der vor Gericht wieder aufgerollte, aber weiter unklar bleibende Fall von 1990, in dem der Protagonist ermittelt, ist es, der Fischer an dem Text fasziniert. Viel aufregender scheint ihm, wie Wittekindt seine Figur zeichnet, als skrupulösen, genauen, seine eigene Wahrnehmung (auch in familiären Dingen) hinterfragenden Kriminalisten und Menschen. Die Diskrepanz zwischen dem Selbstbild der Hauptfigur und dem Bild, das der Erzähler von ihr entwirft, scheint Fischer besonders zu interessieren.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.05.2021

Rezensentin Sonja Hartl schätzt die Kleinigkeiten in Matthias Wittekindts Krimi um einen Ermittler, den ein alter Fall neu beschäftigt. Die erzwungene Erinnerung bringt den Kriminaldirektor a. D. ins Grübeln. Wie der Autor die so in Gang gesetzten "feinsten Erschütterungen" gelassen beobachtet, Vorurteile, Widersprüche, findet Hartl lesenswert. Ferner überzeugen sie die verdichtete Dialoge im Text, und die vielen eher im Hintergrund der Handlung ablaufenden Zusammenhänge und Geschichten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.05.2021

Rezensentin Sonja Hartl schaut auf die Kleinigkeiten in der Handlung, in den Dialogen von Matthias Wittekindts Roman. Begeistern kann sich die Rezensentin für die Geschichte um einen pensionierten Ermittler, den die Vergangenheit in Gestalt eines wieder aufgerollten Falls einholt, da der Autor genau zu beobachten vermag, was sich unter der Oberfläche abspielt: Vorurteile zwischen Ossis und Wessis etwa oder die Entstehung des Wutbürgertums. Die verdichteten Dialoge findet Hartl zudem herrlich, weil sie sehr genau der Wirklichkeit abgeschaut sind und zum Beispiel die Vertrautheit zwischen Kollegen und Eheleuten subtil und getreu abbilden, wie sie findet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.03.2021

Ganz vergnügt hat sich Rezensentin Sylvia Staude auf diesen Krimi eingelassen - und ist zum Schluss auch nachdenklich geworden. Der Autor lässt seinen Helden, den Kriminaldirektor a.D. Manz, mit Gedächtnislücken auftreten, unter denen eben nicht nur Täter und Vertuscher leiden, vor allem, wenn sie nur durch neu ausgewertete DNA nach langer Zeit noch einmal vor Gericht stehen, so die Kritikerin. Aber Manz, der nicht unbedingt alles besser weiß, aber doch mit einem Hang zum "Selberdenken" ausgestattet ist, den er auch im Angesicht von Richter und Staatsanwalt nicht unterdrücken kann, lädt uns alle dazu ein, es ihm nachzutun, findet die gut unterhaltene Kritikerin.