Markus Krajewski (Hg.), Harun Maye (Hg.)

Die Hyäne

Lesarten eines politischen Tiers
Cover: Die Hyäne
Diaphanes Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783037341360
Kartoniert, 120 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Die Hyäne gilt in traditionellen Deutungen als ein Zwitterwesen, dessen Mannweiblichkeit nicht nur eine klare zoologische und heilsgeschichtliche Zuordnung unterläuft, sondern auch für den unsteten und hinterlistigen Charakter dieses Landraubtiers einsteht. Homosexualität, Unreinheit und die Zerrüttung des Gemeinwesens sind nur einige der Lesarten, die mit ihr in Verbindung gebracht worden sind. Die Hyäne ist somit ein eminent politisches Tier, das Naturkundler, Wissenschaftler und Schriftsteller gleichermaßen fasziniert hat. Anhand der mittelalterlichen Kunst der Schriftauslegung, dem vierfachen Schriftsinn, wird die Hyäne einer eingehenden Analyse unterzogen, und zwar mit einem genauen Blick auf ihre Beschreibung in Brehms Tierleben (1863-1869). Im Geist dieser Lesarten erfährt Brehms abgründiger Artikel vier ebenso eingehende wie unterhaltsame Lektüren, die jenes Tier der Nacht in seiner historischen, allegorischen, tropologischen und anagogischen Bedeutung auslegen. Mit Texten von Alfred Brehm, Markus Krajewski, Harun Maye, Bettine Menke, Bernhard Siegert und Harald Schmidt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.03.2011

Ein wunderschönes Buch über ein hässliches Ding - so lässt sich Cord Riechelmanns Urteil über diesen von Markus Krajewski und Harun Maye edierten Sammelband zusammenfassen. Ausgangspunkt sind Alfred Brehms Beobachtungen zu Erscheinung, Sozial- und Fortpflanzungsverhalten sowie der Kulturgeschichte der Hyäne, teilt der Rezensent mit. Von den vier Lesarten des, wie der Buchtitel will, "politischen Tiers" begeistert Riechelmann vor allem die aus der Feder Krajewskis stammende allegorische. Darüber hinaus wartet der Band noch mit einem buchstäblichen, einem moralischen und einem anagogischen Denkansatz sowie einem Schlusskommentar Harald Schmidts auf, den der Rezensent als gelungene Abrundung genossen hat. Einziger Wermutstropfen: Mit nur einer Frau im Autorenverzeichnis, der Literaturwissenschaftlerin Bettine Menke, ist das Buch dem Rezensenten eindeutig zu maskulin geraten. "Unrecht" sei dies, weil bei den Hyänen erstens Männlein und Weiblein gleich aussehen und sie zweitens im Matriarchat leben, wie der studierte Biologe Riechelmann weiß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2011

Es lebe Brehms Tierleben! Ganz besonders an diesem Band über ein unreines Tier, eine Interpretationseinladung auf vier Beinen, hat Christian Geyer Alfred Brehms gut abgehangener Hyäenenartikel gefallen. Manches andere in diesem Band, der das tabulose Tier theoriebewehrt tatsächlich mit dem vierfachen Schriftsinn kurzschließen möchte, kann und muss der Rezensent nicht verstehen - um das Buch dennoch anregend zu finden. Die Hyäne mit ihren rätselhaften bis skandalösen Eigenschaften (siehe Brehm!) erscheint ihm als Symbolfigur für den vielfachen Sinn am Ende durchaus geeignet.
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