Marjana Gaponenko

Der Dorfgescheite

Ein Bibliothekarsroman
Cover: Der Dorfgescheite
C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406726279
Gebunden, 287 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Der einäugige Ernest Herz hat, erschöpft von seinem exzessiven Liebesleben, den Posten des Bibliotheksleiters im Stift W. angenommen und besinnt sich auf seine nicht minder große, andere Leidenschaft - das alte Buch. Die Wohnung, die er im Kloster bezieht, hatte seinem Vorgänger, Pater Mrozek, gehört, der auf eine kuriose Art Selbstmord begangen hat. Ernest Herz muss feststellen, dass er mit seiner Vision einer zeitgemäßen Bibliothek in der konservativ-klerikalen Gesellschaft des Klosters auf Widerstände stößt, dass mit seinem mitgebrachten Telefunkenradio etwas nicht zu stimmen scheint, weil es nur noch "Radio Gabriel" empfängt, und dass der Selbstmord seines Vorgängers zahlreiche Fragen aufwirft. Eines Tages findet der Bibliothekar in einem Versteck ein Exemplar des mittelalterlichen Beststellers "Dialogus maracolum". Dem Buch fehlt der Einband, die Neugierde des Bibliothekars ist geweckt, er versucht nun nachdrücklich herauszufinden, was seinen Vorgänger dazu getrieben haben könnte, sich umzubringen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.01.2019

Judith von Sternburg gefällt das Beharren auf der Souveränität der Literatur, das aus Marjana Gaponenkos eigenwilligem Roman spricht. Logik, Sinn, Nutzen kommen danach. Der die Rezensentin bisweilen an Ecos "Der Name der Rose" erinnernde Text um einen Klosterbibliothekar, der einem Geheimnis auf der Spur ist, scheint ihr nicht nur seltsam zeitlos, sondern auch unentschieden zwischen Krimi und Krimiparodie zu oszillieren. Bizarre Elemente, Schwebezustände, eine nüchterne Sprache und eine Wirtshaus mit Likör-Zwang lassen Sternburg grübeln, was vor sich geht und wieso. Unterdessen unterhält sie sich prima.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2018

Rezensentin Lerke von Saalfeld mag Marjana Gaponenkos Hang zu Skurrilitäten. Entsprechend erfreut ist die Kritikerin, dass die in Odessa geborene, aber auf Deutsch veröffentlichende Autorin auch in ihrem dritten Roman nicht an Irrwitz spart. Erzählt wird die Geschichte eines einäugigen Bibliothekars, der in einem Kloster auf ein rätselhaftes mittelalterliches Manuskript stößt, sich auf Spurensuche begibt und erst mit Hilfe eines autistischen Kellners der Lösung näher kommt, resümiert Saalfeld. Wie die Autorin ihre Fantasie blühen lässt, um ihre Antihelden allerhand "unerhörte Begebenheiten" erleben zu lassen und dabei alle Logik durcheinanderwirbelt, hat der Rezensentin gut gefallen.
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