Lydia Lunch

Belastende Indizien

Monologe, Tiraden, Stücke
Cover: Belastende Indizien
Miranda Verlag, Bremen 2000
ISBN 9783934790018
Gebunden, 211 Seiten, 15,34 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Gunter Blank.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.12.2000

Die taz bespricht gleich zwei soeben im Deutschen erschienene Bücher der amerikanischen hartgesottenen Schockerautorin Lydia Lunch.
1) "Paradoxie"
200 Seiten autobiographisch gefärbte Ausführungen über Drogen, Sex und Sadomasochismus, "wie er überall stattfindet, aber selten beschrieben wird", schon gar nicht von Frauen. Für Jenny Zylka klingen die Ausführungen von Lydia Lunch zunächst wie eine "ausgekotzte, schockierende Parabel". Die Geschichte eines kleinen Mädchens, das vom Vater missbraucht wurde und darüber lernt, den Hass zu genießen. Und doch. Bei aller Abstoßung ist die Multumediakünstlerin Lunch - sie spielte in New Yorker Underground-Clubs in Punk-Bands Gitarre, wirkte in Porno-Filmen mit, fotografiert und tritt als Performancekünsterlin auf - die erste Frau, die gleichzeitig die Perspektive des Opfers und des Täters einnehme. Das mache ihre in "kurzen, atemlosen Sätzen herausgehusteten" Geschichten besonders beängstigend und faszinierend zugleich.
2) "Belastende Indizien"
Die Sammlung von Geschichten, Monologen, Gedichten und Theaterstücken, deren Grundthema wie auch bei "Paradoxie" Sex und sexueller Missbrauch ist, kippe oft ins Lächerliche, findet die Rezensentin Jenny Zylka. Lunch verknüpfe "supersexuelle" Phantasien mit Geheimdienst-Veschwörungstheorien so verquer, dass das eigentlich ernste Thema - Sex und Gewalt - eher ins Belustigende abdrifte. "Belastende Indizien" erinnere, wie auch "Paradoxie", in seiner Selbst- und Sexfixiertheit, der notorischen Sucht nach Drogen und Sex an Kinskis "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund". Man schwanke, so die Rezensentin, zwischen Neugier, Ekel, Unglauben, Schock, Scham und Interesse.
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