Leta Semadeni

Tamangur

Roman
Cover: Tamangur
Rotpunktverlag, Zürich 2015
ISBN 9783858696410
Gebunden, 144 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Ein Dorf voller Schatten im Tal. Tief hat sich der Fluss in die Felsen eingegraben. Eine Kirche, ein Schulhaus, der Dorfplatz mit der Lügenbank. Hier lebt das Kind zusammen mit der Großmutter. Der dritte Stuhl am Tisch ist leer, der Großvater, der ein Jäger war, ist jetzt in Tamangur.
"Das Dorf ist nicht mehr, als ein Fliegendreck auf der Landkarte", sagt die Großmutter, und in der Küche hat sie Nadeln an die Weltkarte gesteckt: Venezia, Tumbaco, Havanna, Paris. Dorthin denkt sie sich gern zurück. Sie hat keine Lust, auf dem Bänkchen vor dem Haus Socken zu stricken. Socken hat sie genug gestrickt. Für den Großvater, der Füße hatte wie Seide. Für das Kind, das immer davon träumen muss, wie sich der Körper des kleinen Bruders auf dem Fluss Richtung Schwarzes Meer entfernt, ist die Großmutter ein Glück. Sie hat ein großes Herz. Auch für den kleinen Schornsteinfeger oder die Schneiderin, die Erinnerungen klaut, und vor allem für die wundervolle Elsa, die zu den Seltsamen gehört und manchmal Elvis Presley zum Abendessen mitbringt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2015

Martina Läubli stellt den ersten Roman der rätoromanischen Lyrikerin Leta Semadeni mit Freude vor. Wie ein kleines Mädchen zusammen mit seiner Großmutter in den Bergen aufwächst, wie das Leben um verschiedene Leerstellen herum (die Abwesenheit der Eltern und des Großvaters) seinen Gang geht, das Kind lernt, mit den Sonderlingen im Bergdorf, der Welt der Erwachsenen und Fragen zu Leben und Tod, Verlust und Liebe zurecht zu kommen, erzählt ihr die Autorin in 73 in sich geschlossenen Erzählungen aus der kindlichen Perspektive. Fantasie und Realität scheinen Läubli darin gut aufgehoben und mit der kräftigen, aber unangestrengten Bildlichkeit Semadenis eine fruchtbare Verbindung einzugehen.
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