Lawrence Ferlinghetti

Little Boy

Roman
Cover: Little Boy
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783895614415
Gebunden, 216 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ron Winkler. "So habe ich mein ganzes Leben lang geschrieben", sagt der legendäre Beatnik-Dichter Lawrence Ferlinghetti über "Little Boy", den Roman über sein Leben, das nun bald 100 Jahre umspannt. Er erinnert sich darin an die Trennung von seiner Mutter, an seine Kindheit bei einer Tante in Frankreich und wie er bei einer wohlhabenden, aber kaltherzigen Pflegefamilie in Bronxville aufwuchs. Zugleich fängt er in einem turbulenten Strom aus Gedanken und Assoziationen das magische Lebensgefühl seiner Generation ein. Im Kalifornien der fünfziger Jahre gründete Ferlinghetti, nachdem er in Paris studiert und den Zweiten Weltkrieg als Marinesoldat im Pazifik und den D-Day in der Normandie miterlebt hatte, den Buchladen und Verlag City Lights, wo Ginsbergs "Howl" erschien und Kerouac und Burroughs ein und aus gingen. So wild, wie der Beat in Musik und Literatur tobte, lässt Ferlinghetti den Anbruch der Hippiebewegung wieder lebendig werden, empört sich, mischt sich ein, klagt an − und beschwört die Kunst als politischen Protest.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.04.2019

Andre Hatting würde dem letzten Beatnik Lawrence Ferlinghetti ja gerne literarische Unsterblichkeit attestieren, nur leider gibt der neue Text des Autors das nicht her. Das Labern ohne Punkt und Komma scheint in die Jahre gekommen zu sein, und wenn Ferlinghetti nach wenigen Seiten im Buch die Spur seiner eigenen Biografie und seine Erzählperspektive verlässt, um in einen Bewusstseinsstrom einzutauchen, geht der Rezensent nicht mit. Da ist kein Plot, nur ein rauschender Redefluss über Gott und die Welt, in dem verloren ein paar Erinnerungsinseln treiben, stellt Hatting enttäuscht fest. Ein Vermächtnis, mit dem der Rezensent nicht mehr allzu viel anzufangen weiß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2019

Das ist einer, der herüberragt aus grauer heroischer Vorzeit, nein, kein 68er, sondern ein 48er, 1919 geboren und "immer noch munter dabei", erzählt Rezensent Jan Wiele, der diesen Text des greisen und hoch agilen Beatpoeten Lawrence Ferlinghetti mit großem Interesse gelesen hat. Erstmal beginnt es als "Memoir" - gähn, oh je, noch ein Eribon, Ernaux, Knausgard, fragt sich der Rezensent da zunächst - aber dann explodiert der Text doch als eine jener Stream-of-Consciousness-Suadas, die die Qualität des Beatpoetentums ausmachen. Es geht wild durch die Zeitalter und an allen Ecken wird der großen Vorbilder gedacht, von Baudelaire bis "Jimmy Joyce und Tea Ass Eliot". En passant würdigt Wiele auch die Nachdichtkraft Ron Winklers und freut sich über Wortprägungen wie "Hipsterstricher" oder "Blödbürgertum". Übrigens habe Ferlinghetti nicht mal Respekt vor der heutigen Jugend mit ihren Laptops, "beide Ohren von Kopfhörern plombiert". Derartig fremdartigen Wesen wünsche er Verhaftung wegen "Nichtteilnahme an der Menschheit".
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