Karlheinz Barck (Hg.), Martin Treml (Hg.)

Erich Auerbach

Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen
Cover: Erich Auerbach
Kadmos Kulturverlag, Berlin 2007
ISBN 9783865990266
Gebunden, 512 Seiten, 34,80 EUR

Klappentext

Das Werk des Marburger Romanisten Erich Auerbach (1892-1957), von den Nazis als Jude 1935 vertrieben, bildet den frühen Höhepunkt einer Literaturforschung, die sich als Kulturwissenschaft versteht und entschieden transdisziplinär betrieben wird. Kein anderer als er hat die neue Fragestellung einer "Philologie der Weltliteratur" formuliert - sie ist wichtiger denn je. Die theoretischen Konzeptionen von Figuration, Mimesis, und Realismus, die im Zentrum seiner Arbeiten stehen, haben an Bedeutung und in ihren Bezügen zu Philosophie und Religionswissenschaft nur gewonnen. Zeitgenössisch zu nennen sind Auerbachs Texte wegen dreier Ungleichzeitigkeiten, die sie durchziehen: die von Modernisierung und Traditionsbindung, von jüdischer Lesekultur und christlicher Exegese, von fortgeschrittener Säkularisierung und religiöser Zivilisation. Eine umfassende und weite Korrespondenz brachte ihn in enge Verbindung mit intellektuellen Figuren und Gelehrten wie Walter Benjamin und Siegfried Kracauer, Karl Löwith und Werner Krauss. In dem Sammelband, der aus einem vom Zentrum für Literaturforschung Berlin im Dezember 2004 veranstalteten internationalen Kolloquium hervorgegangen ist, werden entlang dieser Linien von Literatur- und Kulturwissenschaftlern neue Zugänge zu Auerbachs Universum eröffnet. Mit Beiträgen von Clemens Auerbach, Karlheinz Barck, Petra Boden, Luiz Costa Lima, Carlo Ginzburg, Geoffrey Hartman, Ulla Link-Heer, Carlo Rincon, Martin Vialon u.a.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.02.2008

Lothar Müller hat mit viel Interesse den Sammelband über Leben, Werk und Wirkung des 1957 gestorbenen Erich Auerbach gelesen und stellt zufrieden fest, dass die Herausgeber eine zentrale Ansicht des Romanisten in das Konzept dieses Buches übertragen haben. Auerbach war davon überzeugt, dass Texte nicht unabhängig von der Biografie ihrer Verfasser zu verstehen seien, und so spiegelt dieser Sammelband das Leben und die intellektuelle Existenz des Autors in seiner Wissenschaft und seiner Wirkung auf die deutsche Romanistik, erklärt der Rezensent einverstanden. Er freut sich an den vielen bisher unbekannten Dokumenten, die der Band neben schwer zugänglichen Texten Auerbachs enthält, und preist die Beiträge als insgesamt sehr "erhellend". Insbesondere der Aufsatz von Robert Stockhammer verbinde Gewinn bringend die Gelehrtenexistenz des Philologen mit der Geschichte seines Fachs, lobt Müller hochzufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.02.2008

Markus Bauer begrüßt diesen von Karlheinz Barck und Martin Treml herausgegebenen Band über den deutsch-jüdischen Literaturwissenschaftler und Romanisten Erich Auerbach (1892-1957). Eingehend berichtet der Rezensent über Auerbachs intellektuellen Werdegang, seine Begegnung mit Walter Benjamin, die wichtige Rolle Dantes in seinem Werk, seine Emigration zuerst nach Istanbul (1936), dann in die USA (1947) und vor allem über sein berühmtes Hauptwerk "Mimesis", das wegen seiner brillanten essayistischen Darstellung zu einem großen Erfolg wurde. Außerdem widmet sich Bauer der Rezeption Auerbachs, die vor allem in den englischsprachigen Ländern seit langem blüht, während sie im deutschsprachigen Raum gerade erst aufgenommen wird. Vorliegender Band, auf den Bauer eher knapp eingeht, leistet in seinen Augen in dieser Beziehung wertvolle Arbeit. Er findet darin "neue Details" über Auerbachs späte Beziehungen zu Siegfried Kracauer und Karl Löwith sowie zum Briefwechsel mit Thomas Mann. Zudem hebt er die beigegebene CD hervor, auf der auch die Stimme des Literaturwissenschaftlers zu hören ist.