Jürgen Theobaldy

Aus nächster Nähe

Roman
Cover: Aus nächster Nähe
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2013
ISBN 9783884234419
Gebunden, 184 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Richard, der mit Gunter die kleinste WG von Westberlin bildet, muss um die Zeit der Wende begreifen, dass ihm sein Job als Aushilfskraft in einem politischen Sachbuchverlag nicht mehr lange über die Runden helfen wird. Gunter hingegen genügt es nicht mehr, der Zuverlässigste im Taxifahrer-Kollektiv zu sein; er drängt in eine andere Branche, um sich selbstständig zu machen, während seine aktuelle Freundin Hannah auf ihrer Unabhängigkeit beharrt, sowohl beruflich wie auch emotional. Richard trifft unverhofft auf einen Genossen von einst aus Heidelberg und erfährt die Überraschung seines Lebens: Mona, die eine große Liebe aus den Jahren der Kämpfe in den Hörsälen, ist wieder zurück in Europa, ist in Berlin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013

Rezensent Ulrich Rüdenauer schätzt Jürgen Theobaldy seit seinen Gedichten der Neuen Subjektivität in den siebziger Jahren und ist nun auch ganz begeistert von seinem neuen Roman "Aus nächster Nähe". Er folgt hier zwei mittelalten Veteranen aus den politisierten Siebzigern durch den Berliner Winter des Wendejahres und erlebt, wie bei beiden Männern Midlife-Crisis und politische Desillusionierung zusammenfallen. Während Gunter mit einem exklusiven Pasta-Lokal Profit machen möchte, ist es vor allem der poetisch-verträumte Richard, der den Kritiker fasziniert. Rüdenauer liest, wie sich Richard in lyrischen, teils "geschwollenen" und völlig ironiefreien Sätzen seiner romantischen Sehnsucht, den Erinnerungen an seine Vergangenheit und den eigenen Befindlichkeiten hingibt und sich in alten und neuen Liebesbeziehungen verfängt. Ein "leiser, altmodischer" Roman, dessen Lektüre sich lohnt, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2013

Rezensent Michael Braun weiß, dass Jürgen Theobaldy mit diesem Roman eine fast dreißig Jahre alte Idee aufgegriffen hat. So musste er zwar ein bisschen Staub wegpusten, aber dann konnte er sie wieder sehr klar erkennen, diese alten West-Berliner Existenzen vom Savigny-Platz, die nach dem Fall der Mauer eine neue Prespektive für ihr Leben suchen. Die alten Utopien und die alten Lieben sind nicht mehr; das Leben zwischen Taxi-Kollektiv und Korrektur-Lesen hat weder die Sehnsucht nach Revolution noch nach kultureller Identität erfüllt. "Meisterliche Genreszenen hat Rezensent Braun in diesem Roman entdeckt, aber auch "pointilistische Feinmalereien" eines Lebens "zwischen Rebellion und Frustration".