Jonathan Crary

24/7

Schlaflos im Spätkapitalismus
Cover: 24/7
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783803136534
Gebunden, 112 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Laugstien. Die globale Infrastruktur des pausenlosen Einkaufens, Arbeitens und Kommunizierens 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen der Woche hält mittlerweile bereits die gesamte Menschheit wach. Antischlafmittel sind das neue Lifestyleprodukt, um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben. Der Nachthimmel ist schon längst nicht mehr dunkel. Dabei blieb der Schlaf, während die anderen Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Sex schon früh finanziell ausgeschlachtet wurden, lange Zeit der einzige nicht kontrollierbare Rückzugsort vor den Zwängen des Kapitalismus. Noch vor hundert Jahren verbrachten die Menschen regelmäßig zehn Stunden schlafend. Der heute allgegenwärtige Schlafmangel ist Symptom eines beschleunigten Lebens, bei dem die persönlichen Gedanken und Gefühle an den Rand gedrängt werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2014

Auch wenn was Wahres dran ist am neoliberalen Zeitdiebstahl, selbst wenn unser Schlaf bedroht ist - das schmale Buch des Kunstprofessors Jonathan Crary scheint Rezensent Thomas Thiel jedenfalls nicht die richtige Lektüre zu sein, um uns dafür zu sensibilisieren. Zu einseitig findet Thiel die Litanei von der Totalverwertung durch den Kapitalismus, die der Autor hier anstimmt, zu wenig stiftet und verdichtet das Buch dem Rezensenten Zusammenhänge. Stattdessen stößt Thiel auf kapitalismuskritische Pauschalurteile, Skizzenhaftes und ärgerliche Wiederholungen noch und noch. Eine Lektüre, die den Rezensenten ermattet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2014

Oliver Pfohlmann kann sich gut vorstellen, wie unangenehm es für einen Menschen sein muss, nicht schlafen zu können. Wenn er durch Arbeitsstress, Bilderflut oder Computerspiele so aufgeputscht ist, dass er keinen Schlaf findet, oder wenn er von militärischen Schindern oder Folterknechten den Schlaf entzogen bekommt. Doch wenn er Jonathan Crarys Essay "24/7" zum Thema noch interessiert in die Hand genommen hat, legt er es doch enttäuscht wieder hin. Denn Crary erkläre den Schlaf nicht nur als ein schützenswertes Gut, sondern - in "grandioser Überschätzung" - als letzten Alternative zum unersättlichen Kapitalismus, zum letzten Refugium einer menschlichen Welt. Das ist Pfohlmann doch etwas zu kulturkritisch, und wenn Crary dann noch Internet und soziale Netzwerke für das Ende lebendiger Gemeinschaften verantwortlich macht, erkennt der Rezensent nur noch auf "technikfeindlichen Furor".