John Irving

Der letzte Sessellift

Roman
Cover: Der letzte Sessellift
Diogenes Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783257072228
Gebunden, 1088 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

1941 in Aspen, Colorado. Die 18-jährige Rachel tritt bei den Skimeisterschaften an. Eine Medaille gibt es nicht, dafür ist sie schwanger, als sie in ihre Heimat New Hampshire zurückkehrt. Ihr Sohn Adam wächst in einer unkonventionellen Familie auf, die allen Fragen über die bewegte Vergangenheit ausweicht. Jahre später macht er sich deshalb auf die Suche nach Antworten in Aspen. Im Hotel Jerome, in dem er gezeugt wurde, trifft Adam auf einige Geister. Doch werden sie weder die ersten noch die letzten sein, die er sieht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2023

John Irving zieht mit seinem wohl letzten Roman Bilanz aus seinem bisherigen Schaffen, stellt Rezensentin Irene Binal fest. Dabei ist alles, was Irving-Fans glücklich macht: skurrile Figuren, derbe Komik und der typische "Irving-Charme", lesen wir. Vorrangig geht es um Adam, der nach seinem Vater sucht, um ihn herum ein Reigen an witzigen und bizarren Persönlichkeiten: vom dementen Großvater, der gerne in die Waden anderer Leute beißt, über die sexpositive Cousine Nora hin zu einigen Gespenstern, die Adam ab und zu heimsuchen, schmunzelt die Kritikerin. Leider wirkt die Geschichte etwas ziellos, bedauert Binal, das Chaos, das Irving sonst so gut in Form zu bringen wusste, scheint er hier nicht unter Kontrolle zu bekommen. Auch wenn die Kritikerin nicht ganz zufrieden ist, empfiehlt sie den Roman - vor allem für Irving-Anhänger.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.04.2023

Rezensent Burkhard Müller liest John Irvings Roman als "Vermächtnis" des Autors, in dem dieser zu wohlbekannten Strukturen zurückfindet. Das Hauptmotiv der Geschichte stellt die amerikanische Familie als "soziale Institution" dar, doch wird sie vom Autor so "schräg wie irgend denkbar" entworfen, meint der Kritiker. Ein bisschen zu komplex zum Nacherzählen ist die Romanhandlung, findet er, neben dem Ich-Erzähler Adam, der in den vierziger Jahren in Neu-England ohne Vater mit einer sehr jungen Mutter aufwächst, gibt es noch "ungefähr ein Dutzend" mehr Hauptpersonen. Irvings Texte sind immer am besten, wenn sie wie hier Autobiografisches verarbeiten, weiß Müller. In diesem Buch finden seine Darstellungen, trotz aller Skurrilität, zu noch mehr Reife und Tiefe, stellt der Kritiker fest, und kann aufgrund der "emotionalen Kraft", die der Roman entwickelt, über die doch ziemlich konstruierte Handlung und die Schablonenhaftigkeit mancher Figuren hinwegsehen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Nach sieben Jahren Wartezeit darf Rezensent Andreas Platthaus endlich wieder einen umfangreichen Roman von John Irving wälzen: Ein alternder Schriftsteller, der erstaunlich viel mit seinem Autor gemeinsam hat, macht sich Gedanken um eines seiner Drehbücher, das nie verfilmt worden ist, und begegnet dabei in altehrwürdigen Hotels ganz und halb toten Gespenstern. Für Platthaus kommt hier alles zusammen, was er von Irving kennt und an ihm schätzt: Außenseiter, emotionale Liebesgeschichten und viel Fantasie, angereichert durch einen gesellschaftskritischen Bezug auf aktuelle Themen um (sexuelle) Identität. Kurz fürchtet der Kritiker, durch die zahlreichen Figuren den Faden zu verlieren, doch kann der Autor das in dickens'scher Manier immer wieder retten, nur ein wenig kürzer hätte das Buch sein können, meint er. Platthaus zeigt sich trotzdem hingerissen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.04.2023

Im amerikanischen Luxusskiort Aspen will niemand den Roman von John Irving kennen, erzählt Rezensent Andreas Lesti, der offensichtlich vor Ort war. Und das, obwohl Aspen und das Hotel Jerome eine Hauptrolle in Irvings Buch spielen. Aber ihr Schaden, denkt sich Lesti, der den Roman einfach toll findet. Er beginnt in den Vierzigern, als eine Skifahrerin bei den Skimeisterschaften zwar keinen Titel gewinnt, aber dafür schwanger wird. Die Parallelen zu Irving sind so groß, dass er leicht als Alter Ego des Sohnes zu erkennen ist, meint Lesti. Der Sohn macht sich auf die Suche nach seinem Vater. Daneben gibt es ein Spukzimmer, das "ganze typisch-schrullige Irving-Personal" und jede Menge literarische Anspielungen. Irving ist in "Hochform" und Lesti im Lektürehimmel.