John Cheever

Die Lichter von Bullet Park

Roman
Cover: Die Lichter von Bullet Park
DuMont Verlag, Köln 2011
ISBN 9783832180683
Gebunden, 255 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Willkommen in Bullet Park, einer kleinen aufgeräumten Vorstadt im Umland von New York. Hier werden Ordnung und gute Nachbarschaft großgeschrieben: Eine adrette Bahnstation mit leeren Sitzbänken, Vorgärten mit kurz getrimmtem Rasen, hellweiße Häuser, zum Trocknen aufgehängte Wäsche, ein paar freundliche Cocktailpartys. Ja, Bullet Park ist der ideale neue Wohnort für Paul Hammer und seine anspruchsvolle Gattin! Was sie nicht wissen: In Bullet Park ist nichts, wie es scheint. Paul Hammer trifft auf Eliot Nailles, den netten, nachdenklichen Nachbarn, der Tabletten schluckt und seine Frau und seinen Sohn so liebt, dass er sich selbst bisweilen zu vergessen droht. Das kann nicht gut gehen ... Die Lichter von Bullet Park ist einer der ganz großen Romane des 20. Jahrhunderts, eine Hymne an die amerikanische Vorstadt ebenso wie ein zeitlos zynischer Abgesang auf den viel beschworenen American Dream.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.01.2012

Klaus Harpprecht verzeichnet mit großer Genugtuung, dass dem amerikanischen Erzähler nun wenigstens der Nachruhm zuteil wird, der ihm zeit seines Lebens versagt blieb. Ganz und gar unverständlich ist ihm, dass die Encyklopaedia Britannica Cheever im gleichen Eintrag als Moralisten schmähte, in dem sie ihn als "Tschechow von Surburbia" bezeichnete. Harpprecht ist sich dagegen sicher, dass Cheevers Glanz länger anhalten wird als der des ihn so lange überstrahlenden Hemingways. Was der Rezensent von dem Roman erzählt, klingt allerdings etwas bizarr, es geht um zwei Familien in einer Vorstadt von New York, die recht turbulente Ereignisse verwickelt werden, Harpprecht berichtete von Seitensprüngen, Alkoholismus, Flucht nach Europa, Mordanschlägen und Wunderheilern. Als Satire will er das nicht unbedingt verstehen, eher als "schmerzend scharfen Realismus".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.06.2011

Angela Schader hat John Cheevers Roman "Die Lichter von Bullet Park" von 1969 mit Enttäuschung gelesen, denn sie sieht ihn trotz sehr gelungener Passagen insgesamt an seinen eigenen "Dämonen" scheitern. Im ersten Teil wird das Leben des durchschnittlichen Nailles geschildert, der mit Frau und Sohn ein "unauffälliges Leben" führt, das im Lauf des Romans einen langsamen aber steten Niedergang erfährt. Der zweite Teil widmet sich dem unter unglücklichen Verhältnissen aufgewachsenen Hammer, dessen Lebensplan - aus für Schader nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen - die "Kreuzigung" eines "braven Familienvaters" beinhaltet. An der Wurzel der Existenz seiner Protagonisten liegt die Depression, die, wie die Rezensentin weiß, auch den Autor - neben Alkoholsucht, Eheproblemen und einer ängstlich versteckten Bisexualität - fest im Griff hatte. Und wenn Hammer schließlich seine Kreuzigungspläne auf Tony verlegt, findet sie das genauso unplausibel wie deren überraschende Vereitelung. Das Thema Depression hat Cheever weder in seinem Roman, noch im eigenen Leben meistern können, stellt sie bedauernd fest, obwohl der "Rang" des Autors für sie außer Frage steht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.05.2011

Ulrich Rüdenauer lernt das Gruseln mit diesem Roman des bei uns eher wenig bekannten, 1982 verstorbenen Autors John Cheever. Die Geschichte, das Setting einer Suburbia-Idylle der 60er Jahre mit Rissen - alles erinnert ihn ein wenig an "Mad Men" und American Psycho. Für Rüdenauer präsentiert der Autor hier nicht weniger als die dunkle Seite des American Dream, "skurril, exzentrisch" und zielsicher auf ein Thriller-Finale zusteuernd, das der Rezensent uns freundlicherweise nicht verrät. Nur soviel gibt uns Rüdenauer mit auf den Weg: Gewalt- und Machtfantasien aus selbstgeschaffenen Zwängen das kennen wir doch - alle.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.04.2011

"Aberwitzig" ist das Wort, das Christopher Schmidt für diesen Roman von John Cheever passend findet. Aberwitzig, weil er von der Übermacht des Zerstörerischen über das Schöpferische erzählt, einer Konstellation, die laut Schmidt auch in Cheevers alkoholgesättigtem Leben eine große Rolle gespielt hat. Schmidt stellt klar, dass "Bullet Park" zwar nicht Cheevers bestes Buch ist, da seine Anlage allzu schematisch ausfällt. Alles, was Cheever, den der Rezensent hier eingehend mit seinem künstlerischen Bruder Richard Yates vergleicht, ausmacht, findet Schmidt jedoch vor: den brillanten Stil, die erzählerische Kraft und Leidenschaft, der abgründige Witz und der ganze scheinheilige, mit reichlich Gin und Bourbon befeuerte suburbane Wahnsinn, wie wir ihn aus "Mad Men" kennen, und den der Autor hier einmal mehr mit "vitalem Grimm" in Szene setzt. Bleibt Schmidt noch, sich über die neue deutsche Umsetzung des Textes zu freuen. Elegant und durchlässig sei sie, schreibt er, nicht so hölzern wie die ältere.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2011

Dass dieser Roman auch vierzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen noch funktioniert und die Rezensentin Verena Lueken mitnimmt in die Depression 60er Jahre in der amerikanischen Suburbia, als vor allem gesoffen wurde, was das Zeug hielt. Dass Lueken den bösen Witz genießen kann, die irrwitzigen Wendungen, die atmosphärische Dichte und den unerbittlichen Sog der Geschichte um ein besonders engagiertes Trinkerpärchen, verdankt sie dem großartigen Formvermögen John Cheevers. Obgleich ihr einige Episoden im Roman als gelungene Short Stories erscheinen, für die Cheever, wie Lueken nebenbei bemerkt, berühmt war, erscheint ihr der Roman keineswegs als Stückwerk, sondern als absolut ebenbürtiges Pendant zu den großen Romanen eines Richard Yates.
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