Joachim Schnerf

Das Cabaret der Erinnerungen

Cover: Das Cabaret der Erinnerungen
Antje Kunstmann Verlag, München 2023
ISBN 9783956145346
Gebunden, 128 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Nicola Denis. Wie kann die Erinnerung an die Shoah wachgehalten werden, wenn die letzten Zeugen nicht mehr leben? Werden die kommenden Generationen noch glauben können, was geschah? Morgen wird Samuel seine Frau und seinen neugeborenen Sohn von der Entbindungsstation holen. Die letzten Stunden allein verbringt er mit Erinnerungen: an die Geschichte seiner Familie, von der nur der Großvater und dessen Schwester Rosa den Holocaust überlebten. An die eigene Kindheit, als er mit seiner Schwester und seinem Cousin all das, was ungesagt blieb, mit Fantasie ausfüllte, wenn sie in den Sommerferien in den Vogesen den Mythos der fernen Großtante Rosa in Texas weiterspannen. Und daran, wie er mit siebzehn im jüdischen Pfadfinderlager seine heutige Frau und die Liebe kennenlernte. Rosas Geschichte - Pogrome in Polen, Exil in Frankreich, Deportation im Alter von 12 Jahren, der Tod fast der gesamten Familie, die Gräuel im KZ - kennt Samuel aus einem Brief, in dem sie ihm alles erzählte. So wie sie allabendlich davon in ihrem Cabaret der Erinnerungen erzählte, das sie nach der Emigration aus Europa in der texanischen Wüste gegründet hatte. Oder haben sich die spielenden Kinder dieses Cabaret in ihrer Fantasie nur ausgedacht?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2023

Auch in Joachim Schnerfs dritten Roman spielt die Shoah wieder eine wichtige Rolle, konstatiert Rezensent Niklas Bender. Und erneut versucht Schnerf, wie im Vorgänger, dem transgenerationalen Trauma mit Humor begegnen. Im "Cabaret der Erinnerungen" treffen mehrere Erzählebenen aufeinander, die sich um den frisch gebackenen Vater Samuel und seine Bekanntschaft mit der Auschwitz-Überlebenden Rosa drehen, verrät Bender, Samuel hat Angst, was die Familiengeschichte in der Shoah mit seinem Sohn macht, wie er damit umgehen soll, Rosa wird von der Schuld der Überlebenden geplagt, dem Gefühl, das eigene Überleben auf Kosten anderer erschlichen und nicht verdient zu haben. Der Rezensent sieht in den verschiedenen Generationen und Erfahrungen, die sich gegenüberstehen, sich spiegelnde, ineinander verwurzelte Erfahrungen, eine Komposition, die ihm aufwendig und anspruchsvoll scheint. Schnerfs Stil kann ihn allerdings nur bedingt überzeugen, eine Spur zu viel Gefühl ist dabei, aber der trockene Humor macht das wett, schließt der Kritiker.
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