Jim Crace

Ein Mann, eine Frau und der Tod

Cover: Ein Mann, eine Frau und der Tod
Albrecht Knaus Verlag, München 2000
ISBN 9783813501742
Gebunden, 237 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Walter Ahlers. Beinahe dreißig Jahre sind die Meereszoologen Joseph und Celice miteinander verheiratet. Ein paar frei Tage vom Universitätsalltag bringen Joseph auf eine romantische Idee: Er will mit seiner Frau noch einmal nach Baritone Bay fahren, jenen wilden Küstenstreifen, wo sie sich einst als Studenten kennen gelernt haben. Celice gibt sich die Schuld für ein tragisches Unglück, das damals in der Bucht geschah, und zögert, lässt sich aber schließlich überreden. Doch was als langer Spaziergang mit Picknick geplant war, endet mit einem Verbrechen. Das Paar wird heimtückische ermordet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2000

Reichlich geschockt zeigt sich Annette Pehnt über die ausgiebigen Schilderungen des Autors von menschlichen Verwesungsprozessen. Geradezu mit "Inbrunst" habe Crace die Einzelheiten der toten Körper eines ermordeten Zoologenpaares beschrieben. Allerdings lässt es sich Pehnt nicht nehmen, den Leser mit Details zu beglücken - oder auch neugierig zu machen. Die Rezensentin stellt jedoch gleich klar, dass es dem Autor hier nicht um die Frage geht, wer den Mord begangen hat. Ihn beschäftige die Vergangenheit des Paares, ihre langjährige Liebesgeschichte, die Pehnt mit den Worten "anrührend, mittelmäßig" zu beschreiben versucht. Es gibt noch mehr "Ekelpausen" verrät die Rezensentin, die sie aber auch nicht ganz glücklich machen, etwa dort, wo die Tochter des Paares in eine Lebenskrise gerät. Besser gefallen der Rezensentin die "kulturgeografischen Details", die Crace hier eingefangen hat, etwa den Aberglauben der Nassauer oder Gerüche von Lebensmitteln, die sich mit dem "Verwesungsgeruch der Strandleichen zu einem dekadenten Sinnesrausch" vereinen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Angela Schader sagt gleich im ersten Abschnitt, um welche Zumutungen es hier geht: die Beschreibung der fleischlichen Zersetzung nach dem Tod, also eigentlich kein Gegenstand, mit dem man sich gerne beschäftigt. Umso höher ist anzurechnen, wie Jim Grace dies `gewagte Unterfangen` meistert, nämlich `schonungslos und taktvoll`. Weniger angenehm berührt hat sie die in die Vergangenheit der beiden toten Protagonisten - einem Naturwissenschaftler-Ehepaar, das beim Strandgang ermordet wird - verlegte Konstruktion eines jugendlichen Versagens, das mit dem gewaltsamen Tod gewissermaßen gesühnt wird. `Menschliche Sinn- und Heilssuche` ist dem Autor nicht fremd, berichtet sie und erwähnt seinen letzten Roman `Quarantine` (dtsch `Die Versuchung in der Wüste`, 1997), der sich mit Jesus als Hauptfigur in seiner religiösen Thematik deutlich ausgewiesen hat. Hintergründiger erscheint ihr, dass der Schriftsteller hier über die Doppeldeutigkeit des gewaltsamen Todes reflektiert, der den Alternden erspart, am Ende vollkommen aufs `Maß des ganz gewöhnlichen Menschen` reduziert zu werden, mehr noch als ihr kompromissbereites Leben das schon getan hat.