Jean Rhys

Die weite Sargassosee

Roman
Cover: Die weite Sargassosee
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2015
ISBN 9783895613623
Gebunden, 232 Seiten, 21,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek. Jamaika, Anfang des 19. Jahrhunderts: In einem alten Herrenhaus wächst Antoinette Cosway in einer Zwischenwelt heran. Auf der einen Seite die schwarzen Dienstboten, ihre Lieder und Rituale, auf der anderen Seite die weißen Plantagenbesitzer. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Sklaverei wurde gerade abgeschafft, die schwarze Bevölkerung begehrt erstmals gegen die ehemaligen Herren auf. Antoinette heiratet einen jungen Engländer, den Mr Rochester aus Charlotte Brontës Klassiker "Jane Eyre", doch die Beziehung wird durch Gerüchte über den Wahnsinn in ihrer Familie, durch seine hohen Ansprüche und ihre innere Zerrissenheit überschattet. Schließlich zwingt ihr Mann sie, die Insel zu verlassen und mit ihm nach England zu gehen. Dort lebt Antoinette als Gefangene in seinem großen Herrenhaus und verliert zunehmend den Verstand. Sie wird zu der verrückten Frau auf dem Dachboden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.04.2016

Jean Rhys erzählte in ihrem Roman "Die weite Sargassosee" aus dem Jahr 1966 die Vorgeschichte der 'Frau auf dem Dachboden' aus Charlotte Brontës "Jane Eyre", erklärt Rezensentin Ingeborg Harms. Antoinette, wie sie vor der Hochzeit mit Rochester noch heißt, wächst auf Jamaika als Tochter eines Plantagenbesitzers und einer Kreolin auf, die sich später erst widerwillig und dann lustvoll in die Ehe mit dem Briten stürzt, der sie schließlich auf den Dachboden sperrt, weil er mit ihrer Freisinnigkeit nicht umgehen kann, fasst die Rezensentin zusammen. Rhys beschreibt die sehr realen Mechanismen, die Antoinette erst in die Ehe, dann in die Gefangenschaft und letztendlich in den Wahnsinn treiben, weit eindringlicher als Brontë es getan hat, lobt Harms, die über die neue Übersetzung Brigitte Walitzeks leider kein Wort verliert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.02.2016

Rezensentin Susanne Ostwald ist mit dieser neuen Übersetzung von Jean Rhys' Roman "Die weite Sargassosee" sehr zufrieden. Brigitte Walitzek gelingt es geradezu vorbildlich das zweistimmige Erzählen von Rhys' Protagonisten in ihrem jeweils ganz eigenen Ton zu treffen und die Magie, Dynamik und die leuchtenden, "tropenschweren" Farben brillant ins Deutsche zu übertragen, versichert die Kritikerin. Entsprechend begeistert liest sie einmal mehr die an Charlotte Brontes Klassiker "Jane Eyre" anknüpfende Geschichte, welche die Vorgeschichte der "verrückten" Kreolin Antoinette erzählt. Ostwald empfiehlt, dieses knapp hundertzwanzig Jahre später entstandene Meisterwerk unbedingt parallel zu "Jane Eyre" zu lesen: Nicht nur als Erweiterung des Romans sondern auch als Kommentar zu Brontes "chauvinistischer" Sichtweise auf fremde Kulturen lohnt die Lektüre, meint die Rezensentin. Bei so viel Lesevergnügen verzeiht sie sogar das Fehlen eines Nachworts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2015

Rezensent Michael Krüger freut sich, dass jemand sich Jean Rhys' Meisterwerk annimmt und es erneut ins Deutsche überträgt. Geglückt findet Krüger die Übersetzung von Brigitte Walitzek, die ihm Farben und Gerüche, Licht und Hitze und die Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen, Weißen und Kreolen auf Jamaica um 1830 nahebringt. Der Roman über die Sklaverei, die Folgen und die Liebe, der Motive aus "Jane Eyre" aufnimmt, ist laut Rezensent hiermit neu zu entdecken. Bedauerlich scheint ihm nur, dass der Band kein Nachwort enthält.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.09.2015

Rezensent Ulrich Rüdenauer freut sich über Brigitte Walitzeks brillante, den Ton treffende Neuübersetzung von Jean Rhys' im Jahre 1966 veröffentlichtem Roman "Die weite Sargassosee". Das Buch, das als postkoloniale und feministische Fortsetzung von Charlotte Brontes Roman "Jane Eyre" gelten kann, ist heute längst selbst Weltliteratur, notiert der Kritiker, der sich hier auf die Spuren einer Nebenfigur Brontes begibt: Jener aus Jamaica stammenden Kreolin Antoinette, die als erste Frau von Jane Eyres großer Liebe, Edward Rochester, dem Wahnsinn verfallen auf dem Dachboden versteckt wird. Gebannt liest der Rezensent in diesem unheimlichen, bisweilen grausamen Roman wie die junge Antoinette Maison von den verzweifelten Träumen und trostlosen Realitäten ihrer Kindheit in der Karibik erzählt, in einem Nonnen-Internat aufwächst und schließlich unter den Augen ihres Mannes Edward zerbricht und schließlich als "weggesperrte Irre" auf dem Dachboden endet. Ein wunderbarer Roman voller Schönheit und Magie, Bedrohlichkeit und Rätselhaftigkeit, lobt der Rezensent, bei dem dieses Buch lange nachhallt.