Ivan Cankar

Die Fremden

Roman
Cover: Die Fremden
Drava Verlag, Klagenfurt 2005
ISBN 9783854354314
Gebunden, 256 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen. Mit seinem (ersten) Roman ?Die Fremden? (Tujci, 1901) führt uns der damals fünfundzwanzigjährige Ivan Cankar nach Wien. Ein slowenischer Bildhauer, Pavle Slivar, der unter Entbehrungen an der Wiener Akademie studiert hat, sieht sich vor der Verwirklichung seiner künstlerischen Träume, als sein Entwurf für ein Denkmal in Ljubljana preisgekrönt wird. Dem Freudentaumel folgt die bittere Erkenntnis, dass dem Preis kein Auftrag folgen wird. Slivar kehrt nach Wien zurück, um hier die Kunst zu schaffen, die daheim angeblich niemand braucht. Für seine der Nacht abgerungenen Entwürfe findet er jedoch keinen Abnehmer. Als er auch noch die Brotarbeit verliert, gerät sein Leben aus den Fugen ?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.07.2005

In nur einem Monat hat Ivan Cankar seinen Roman "Die Fremden" geschrieben, im Mai 1901, fünfundzwanzig Jahre war Cankar als und die Geldsorgen drückten, erzählt Rezensent Jörg Plath die Entstehungsgeschichte. Herausgekommen ist dabei vielleicht ein etwas hastiger Roman, doch merke man auch diesem Roman an, dass er von einem der wichtigsten Vertreter der slowenischen Moderne stamme: Ein Roman über einen proletarisierten Künstler, den die Armut, das Verkanntsein und schließlich das Exil in den Selbstmord treiben, zugleich aber auch ein Werk über die "Ortlosigkeit des modernen Bewusstseins". Sehr beeindruckt ist Plath von der Schilderung der Emigranten in Wien, die sich in die Zyniker des Erfolgs und die Nihilisten des Misserfolgs aufzuteilen scheinen, aber allesamt von Cankar so schäbig gezeichnet werden wie der Arbeiterbezirk Ottakring.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2005

Einen "Klassiker der slowenischen Moderne" nennt Franz Haas den bis vor zehn Jahren auf Deutsch weitgehend unbekannten Autor Ivan Cankar (1876 bis 1918). Dessen Entdeckung würdigt er als Verdienst des Übersetzers Erwin Köstler und des Klagenfurter Drava-Verlags, der in zehn Bänden bereits die wichtigsten Werke Cankars veröffentlicht hat. Wie Hass berichtet, enthält sein nun vorliegender Roman "Die Fremden", Cankars Erstling aus dem Jahr 1901, bereits das große Lebensthema des Autors - die Heimatlosigkeit der slowenischen Künstler zwischen Moderne und Volkskunst. Allerdings erreicht das Buch nach Haas' Ansicht sprachlich noch nicht die Höhe seiner besten Werke. Leider merke man dem Stil des Buches an, dass Cankar das Buch in wenig mehr als einem Monat und in größter Geldnot geschrieben hat. Andererseits findet Haas auch hier schon "jene packende Lakonie", für die Cankar später berühmt wurde. Die Schilderung der Honoratioren von Ljubljana, die den Held seines Romans, einen jungen Bildhauer tröstend abwimmeln, lobt er als "präzise psychologische Miniaturen". Auch skizziere er das Leben der slowenischen Boheme in Wien in wenigen Strichen so, dass darin zweierlei aufleuchte: "das individuelle Strampeln der einzelnen Entwurzelten in der Fremde und das kollektive Dilemma einer kleinen Nation innerhalb des Vielvölkerstaates."
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