Hugo Loetscher

War meine Zeit meine Zeit

Cover: War meine Zeit meine Zeit
Diogenes Verlag, Zürich 2009
ISBN 9783257067163
Gebunden, 409 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Von Fluss- und Lebensläufen - Hugo Loetscher entwirft, persönlich und analytisch brillant, die Landkarte seiner Empfindsamkeit: die Summa eines großen literarischen Werks und eines unerschöpflich neugierigen Geistes, immer unterwegs zu neuen Ufern und fremden Küsten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2010

Für Jürg Altwegg sind Hugo Loetschers Memoiren auch ein Trauer- und Abschiedsbuch, denn der Schweizer Schriftsteller und Publizist ist 2009 kurz vor Erscheinen des Buches gestorben, wie der Rezensent wissen lässt. Loetscher zeigt sich darin als selbstironischer, humorvoller und welterfahrener Autor, der nur dann bitter wirkt, wenn er auf seine Homosexualität und die Restriktionen, mit denen er konfrontiert war, zu sprechen kommt, wie der Rezensent bemerkt. Leitmotivisch tauchen die vielen Flüsse auf, die Loetschers Leben geprägt haben, sei es die Sihl, an der er geboren wurde oder die großen Flüsse der Welt, die er bereist hat. Manchmal kann sich Altwegg des Eindrucks nicht erwehren, dass dem Schweizer Autor während des Schreibens die Zeit im Nacken saß und "die Kräfte für die stilistische Überarbeitung" nicht mehr ausreichten, wie er in unnachahmlichem Takt schreibt. Dennoch ist für den Rezensenten dieses Buch eine lesenswerte Bilanz eines bewegten Lebens und eine wichtige "Ergänzung" seines literarischen Werks, wie er preist.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2009

Ein bisschen unsicher setzt Joseph Hanimann seinen Fuß in die Autobiografie dieses Weltenbürgers mit "Heimatadresse", weiß er doch oft nicht, auf welche Reise es beim verstorbenen Schweizer Autor geht: zu den Kindheitserinnerungen, ins anekdotische Unterholz oder in die "ozeanische Weiten" der Weltbetrachtung. Insgesamt überwiegt wohl letzteres, meint Hanimann feststellen zu können, dem auch auffällt, dass der früh und viel gereiste Loetscher auch in der Ferne gern den Blick auf das "Dortige im jeweils Hiesigen" lenkte. Am besten haben ihm die Memoiren an den Stellen gefallen, wo sich der Autor ans Detail heftet, dafür sind ihm die "pantheistischen" Betrachtungen der Welt mitunter gar zu nebelhaft. Insbesondere, da Loetscher doch wenig konkrete Zeit-, Ort- und Personenangaben mache und sich nicht an die Chronologie der Ereignisse hielte, die dem tastenden Leser Orientierung böten, so Hanimann. Dennoch findet er, dass dieser Rückblick "vorzüglich" eine "Vor- und Mittelgebirgslandschaft mit Weltanschluss" zu fassen versteht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.08.2009

Rezensent Roman Bucheli feiert diese "in vielen Feuern lodernde" Biografie als literarisches Vermächtnis des gerade verstorbenen Autors. Besonders beeindruckt ihn der "disparate Pointillismus", wie Bucheli das literarische Verfahren Hugo Loetschers beschreibt, mit dem dieser Autor in seinem Buch "das filigrane Netz des durch Welten und Zeiten Reisenden" geknüpft hat. Zwar glücke es nicht immer, weshalb manchmal die Dinge auch etwas zusammenhanglos nebeneinander stünden. Insgesamt aber ergreift Bucheli das aus Lektüre- und Reiseerlebnissen, Kindheits- und Jugenderinnerungen, philosophischen und persönlichen Reflexionen geknüpfte Werk als "Hommage an eine Welt voller Widersprüche".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.08.2009

Als "würdiges Vermächtnis", in dem Hugo Loetscher ein letztes Mal seine raffinierte Erzählkunst unter Beweis stellt, feiert Rezensent Andreas Isenschmid das letzte, autobiografische Buch des gerade verstorbenen Autors, das er "mit Kühnheit und Klarheit" und mit Reflexionen über das Sterben ausklingen lasse. Angefangen mit der Geburt, Kinderspielen, Schul- und Studienjahren, erzähle Loetscher auch von Reisen und Lektüren, die sein Leben waren. Und höchst diskret von seiner Homosexualität. Doch folge er eben nicht einfach dem Lauf seines Lebens, sondern "fürs erste" den Läufen der Flüsse, an denen er gelebt habe. Nur hin und wieder kokettiere er mit dem chronologischen Erzählen. Besonders beeindruckt den Rezensenten die Tatsache, dass trotz des Fabulierens, der zahllosen Szenen und Reflexionen in diesem Buch sein Autor immer bei der Sache bleibt, und das "fabelhaft getaktete Tempo seiner Sätze" das Buch zusammenhält. Nur ganz manchmal schlägt zum Bedauern Isenschmids das Tempo in Hast um, was seine Grundbegeisterung aber kaum schmälern kann.