Herman Melville

Billy Budd

Die großen Erzählungen
Cover: Billy Budd
Carl Hanser Verlag, München 2009
ISBN 9783446232907
Gebunden, 570 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Walter und Daniel Göske. Die Neuübersetzung von Herman Melvilles großen Erzählungen schließt die letzte Lücke in seinem unvergleichlichen Werk. Nach dem Erfolg des neu übersetzten "Moby-Dick" liegt nun ein neuer Band vor, der Meisterwerke wie "Bartleby, der Notariatsschreiber", "Benito Cereno" oder "Die Encantadas oder die verwünschten Inseln" enthält. Den Höhepunkt und Abschluss bildet "Billy Budd, Matrose", eine rätselhafte, mythische Geschichte von Schuld und Tod, die heute neben "Moby-Dick" wohl das berühmteste, aber auch umstrittenste Werk dieses frühen Meisters der US-Literatur ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.11.2009

Vorbildlich ediert findet Rezensentin Gabriele Killert diesen Erzählband mit Neuübersetzungen von Hermann Melvilles Erzählungen, von ihr, frei nach Jorge Luis Borges, auch mit dem Qualitätssiegel "protokafkaesk" versehen. Besonders die letzte Erzählung "Billy Budd" findet sie grandios. Die Neuübersetzung des Erzählwerks hat ihr allerdings nicht sehr gefallen: sie sei "biedermeierlich zeremoniös bis ungelenk", auch wenn Killert strafmildernd einräumt, dass Melvilles jambische Neigungen wohl wirklich schwer übersetzbar sind. Trotzdem erleidet die "tückisch" unter dem Pathos verborgene Ironie Melvilles aus ihrer Sicht in dieser Übersetzung herbe Verluste.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.05.2009

Kongenial findet Rezensentin Renate Wiggershaus diese Neuübersetzung von Hermann Melvilles Erzählungen. Vor allem, dass nun der "Wechsel von auffallend kurzen und auffallend langen Sätzen" erhalten geblieben ist, nimmt sie dankbar zur Kenntnis. Auch dem reichhaltigen Kommentar der Übersetzer Michael Walter und Daniel Göske hatten sie viele Informationen zu verdanken. Der Band enthält die Erzählungen "Piazza Tales", "Bartleby, der Lohnschreiber", "Benito Cereno", "Der Glockenturm" und "Die Galerie". Alle Texte sind erstmals von "wissenschaftlich gesicherten Quellentexten" aus übersetzt worden, erfahren wir. Und trotz ihrer ganz unterschiedlichen Handlungen umkreisen sie alle ein ähnliches Thema: die Unmöglichkeit, die Realitäten des Lebens mit der eigenen Persönlichkeit zu vereinbaren. Mit diesem Band jedenfalls, entnimmt man der Kritik, kann man Melville in seiner ganzen Originalität kennenlernen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2009

Keinen Zweifel lässt der Rezensent Wolfgang Schneider daran, dass hier eine der Inkunabeln der Literatur der Moderne in Neuübersetzung vorliegt. Gerade die Ambivalenzen der Erzählerfiguren von Hermann Melvilles Texten nämlich machten das für seine Zeitgenossen oft Unverständliche, jedenfalls Verstörende aus. Jede für sich geht Schneider die wichtigsten der in diesem Band versammelten Erzählungen durch und erklärt, dass trotz des verdientermaßen legendären Status von "Bartleby" die Rassismus-Klischee-Durchkreuzung des "Benito Cereno" diesen Text zum wohl "aktuellsten" des Bandes macht. Nur Lob und Preis hat Schneider für die den "ungeschliffeneren" Originalen ausgesprochen nahe kommenden Übersetzungen von Michael Walter und Daniel Göske. Mit einer, dann aber doch nicht ganz unwichtigen Ausnahme. Gerade der berühmteste aller Melville-Sätze, Bartlebys "I would prefer not to", gefällt ihm in der hergebrachten Fassung - "Ich möchte lieber nicht" - besser als im Neu-Übertragungs-Wagnis "Es ist mir nicht genehm."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.03.2009

Yaak Karsunke liest die als Teil der Melville-Ausgabe des Hanser Verlags neu herausgegebenen Texte mit gemischten Gefühlen. Die brillante Geschichte etwa vom sich verweigernden Lohnschreiber Bartleby kommt ihm in der alten Übersetzung von 1939 weniger gestelzt vor als hier. Die vorwiegend vor maritimer Kulisse spielenden weiteren Erzählungen der Sammlung bestechen laut Karsunke durch frappierende Einsichten und eine Tendenz hin zur Schreckenswelt eines Joseph Conrad. Der von Daniel Göske für den Band übersetzte Roman "Billy Budd" über den Fall eines Seemanns, der durch unglückliche Umstände zum Tode verurteilt wird, überzeugt den Rezensenten wiederum weniger. Hätte Herman Melville der Versuchung widerstanden, den Text als philosophische Parabel zu erzählen, mutmaßt er, wäre die kantige Geschichte nicht ihrer "tödlichen Schärfe" beraubt worden.
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