Henry James

Die Aspern-Schriften

Cover: Die Aspern-Schriften
Triptychon Verlag, München 2003
ISBN 9783935993043
Gebunden, 208 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort von Bettina Blumenberg. 1875 machte Henry James England endgültig zu seiner neuen Heimat und vertiefte sein vorrangiges literarisches Thema - Porträts von im Ausland lebenden Amerikanern und den Gegensatz der Lebensweisen und Kulturen - u. a. auch in der vorliegenden Erzählung. Damit versicherte sich der wohl tiefsinnigste Psychologe unter den bedeutenden Romanautoren des späten 19. Jahrhunderts seiner Modernität und wurde immer wieder ins heutige Bewusstsein gehoben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.01.2004

Rolf Vollmann ist hingerissen von dieser längeren Erzählung "Die Aspern-Schriften" von Henry James, deren der vorliegenden deutsche Übersetzung zugrunde liegende überarbeitete Fassung 1888 publiziert wurde. Er schwärmt von der "Wohltat", die es bedeutet, sich mal nicht um sich selbst kümmern zu müssen, nichts über sich selbst lesen zu müssen, denn, so der Rezensent kategorisch, die Geschichte "geht uns nichts an". Sie handelt von einem jungen Mann, der einer in Venedig lebenden alten Frau und ihrer Nichte Briefe eines berühmten Schriftstellers abzuluchsen versucht, was natürlich misslingt, wie Vollmann informiert. Er beschreibt begeistert das "unglaublich Bannende" der Schilderungen, das nicht zuletzt dadurch entsteht, dass der amerikanische Autor Umstände beschreibt, die es "beinahe gar nicht geben darf", wie der beglückte Rezensent schreibt. Und selbst wenn Situationen entstehen, die dem Leser geradezu Angst machen, wie der sich anbahnende Heiratsantrag der weder jungen noch attraktiven Nichte an den Protagonisten, dann vermag das James als "schönen, rührend-verbotenen bezaubernden Vorgang" darzustellen, so Vollmann geradezu überwältigt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2004

Ausführlich berichtet Hansjörg Graf in seiner Rezension zu dieser neuen deutschen Übersetzung von James' Erzählung über die Umstände der Entstehung des Textes. Darin spielen zwei in Italien lebende Engländerinnen und Briefe Byrons und Shelleys eine Rolle. Legende, Fakten, Fiktion mischen sich, wie wir erfahren, aufs Unentwirrbarste. James hat alles in ein "gattungspoetisches Cross-over" verwandelt, so Graf, "in dem sich Elemente einer Kriminalerzählung mit Grundsubstanzen einer Gespenstergeschichte mischen und das heimliche Venedig jenseits von Piazzetta und Canal Grande die Antinomien von Kunst und Leben in Szene setzt". Die gelegentlich bewusst enigmatische Schreibweise des Autors mache nun, dies der Schlenker zum vorliegenden Band, die Übersetzung nicht gerade leicht. Also vergleicht der Rezensent mit früheren Übersetzungen, ohne allerdings zu einem eindeutigen Resultat zu kommen: "Ein Vergleich der drei Übersetzungen lässt das Pendel in verschiedene Richtungen ausschlagen." Sehr gelobt wird das Nachwort der Übersetzerin Bettina Blumenberg, denn darin erweise sie sich als exquisite Kennerin des Jamesschen Oeuvres.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2003

Kristina Maidt-Zinke lobt die Neuausgabe der 1887 entstandenen Novelle als sehr gelungen, vor allem das Nachwort begeistert sie durch seine enthusiastische Einführung jenseits aller "schwerfälligen Gelehrsamkeit". Die Novelle des amerikanischen Autors erzählt von einem Journalisten und Literaturwissenschaftler, der hinter dem Nachlass eines berühmten Dichters her ist, den zwei allein stehende Frauen besitzen, fasst die Rezensentin zusammen. Sie preist das Buch als "kleine, schillernde Kostbarkeit" wobei sie überrascht feststellt, dass die Hauptfigur in seiner skrupellosen Jagd nach den Papieren "frappierend modern" erscheint. Maidt-Zinke ist beeindruckt, wie "virtuos" James mit Andeutungen, Vermutungen und Ungewissheiten spielt, wobei sie insbesondere das "komödiantischen" Geschick James' bei der Beschreibung der Verwicklungen zwischen der Hauptfigur und den beiden Damen, die ihrerseits auch ziemlich gerissen erscheinen, hervorhebt. Die Leser seien zwischen "klarem Durchblick" und "Verwirrung" hin und her gerissen, was ein Großteil des Lesevergnügens ausmacht, meint die Rezensentin angetan. Lediglich einige "Eigenmächtigkeiten" in der Übersetzung irritieren die ansonsten begeisterte Rezensentin.
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