Helmut Böttiger

Czernowitz

Stadt der Zeitenwenden
Cover: Czernowitz
Berenberg Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783949203718
Gebunden, 88 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Dreimal ist Helmut Böttiger während der letzten dreißig Jahre nach Czernowitz gereist, in die Stadt am östlichen Rand der alten Habsburgermonarchie, heute eine Stadt im Westen der Ukraine - und längst ein mythischer Ort. Immer lagen gut zehn Jahre zwischen diesen Reisen, und jedes Mal hatte sich die Stadt verändert: von einem aus sowjetischem Tiefschlaferwachten Vielvölker-Labor brutaler Umsiedlungspolitik zum Schauplatz der Orangenen Revolution. Und schließlich zu einer Stadt in der neuen, sich ihrer Eigenständigkeit und eigenen Sprache bewussten Ukraine, die sich gegen den mörderischenZugriff der alten Besatzer verteidigen muss. Nicht nur ihre jüdischen Wurzeln hat die Stadt neu entdeckt. Helmut Böttiger ist auch den Spuren der Literatur gefolgt. Von Paul Celan bis zu den Autorinnen und Autoren der modernen Ukraine, die sehnsüchtig nach Westen blickt und vom Osten nicht loskommt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.08.2023

"Eine Lebensgeschichte osteuropäischer Urbanität" nennt Rezensent Paul Jandl Helmut Böttigers autobiografisch geprägte Essay-Sammlung über die Stadt Czernowitz, und deren bewegte Vergangenheit und Gegenwart. Über dreißig Jahre hat Jandl die Entwicklung dieser ehemals habsburgischen, dann rumänischen, anschließend sowjetischen und schließlich ukrainischen Stadt verfolgt und literarisch begleitet, weiß Jandl - ein Auge stets auf die Straßen gerichtet, das andere auf die Literatur - die von Paul Celan insbesondere. Dabei erweist sich Böttiger immer wieder als feinsinniger Beobachter mit einem besonderen Sinn für Architektur, sowie als aufgeschlossener und kundiger Leser. So gelingt es ihm einerseits, den besonderen Flair zu beschreiben, der dieser multikulturellen Stadt immer schon zu eigen war, und gleichzeitig ihren kulturellen Wandel greifbar zu machen. Dass dieser Wandel gegenwärtig auch eine akute Bedrohung miteinschließt, verschweigt Böttiger nicht. Dies macht sein Buch zu einem politischen Buch, schließt der Rezensent.