Hansjörg Küster

Schöne Aussichten

Kleine Geschichte der Landschaft
Cover: Schöne Aussichten
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406585708
Kartoniert, 127 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Italienischer, Französischer oder Englischer Garten, erhabene Wildnis oder geschützte Natur, Heide, Wald oder Gebirge: alles ist Landschaft. Es gibt sogar Mondlandschaft, Stadtlandschaft oder Wohnlandschaft. Anders als zu Natur, die besteht und vergeht, ob wir sie wahrnehmen oder nicht, gehört zu Landschaft stets auch Reflexion. Wenn wir Landschaft sehen, interpretieren wir sie. Wichtig sind die Metaphern, Stimmungen und gedanklichen Zusammenhänge, die wir mit dem Eindruck einer Gegend verbinden. Dennoch gibt es keine Landschaft, in der ausschließlich Elemente der Kultur vorkommen. Selbst in der durch und durch gestalteten Landschaft einer Stadt oder eines Parks sind noch natürliche Einflüsse wirksam. Und doch ist Landschaft niemals das gleiche wie Natur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2009

Mit Gewinn hat Gesine Hindemith diese "kleine Geschichte der Landschaft" des Pflanzenökologen und Geobotanikers Hansjörg Küster gelesen. Erhellend findet sie Küsters Deutung der Zivilisation als eine Geschichte der Landschaft, in der sich historische, kulturelle und naturwissenschaftliche Perspektiven, Kultur und Natur, individuelle und kollektive Erinnerungsbilder verbinden. Auch die kritischen Überlegungen des Autors zum Umweltschutz und zur Dynamik der Natur scheinen ihr sehr instruktiv, gerade wenn es etwa um die bisher wenig erforschten Zusammenhänge von Industrie und Natur geht. Ihr Fazit: eine "lesenswerte Streitschrift für eine dringend notwendige Reformierung des Ökologieverständnisses".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.06.2009

Für David Oels passt der Band vorzüglich in die Konjunktur der "kurzen" und "kürzesten" Geschichten, die Naturwissenschaft literarisch-erzählerisch zu fassen versuchen. Dass der Pflanzenökologe Hansjörg Küster in seinem Buch nicht nur eigene größere Arbeiten zusammenstreicht, sondern Naturlektüre programmatisch und Landschaft als kulturelle Leistung begreift, macht Oels neugierig. Bei der Darstellung landschaftlicher Formungsmechanismen, wozu Küster laut Oels nicht nur das buchstäbliche Beackern zählt, sondern ebenso die Deutung und Reflexion von Flora und Fauna, zum Beispiel durch metaphorischen Sprachgebrauch, wird dem Rezensenten klar: Natur, das ist zuallererst Landschaft. So weit, so elegant gedacht und lehrreich, meint Oels. Wenn Küster allerdings von hier aus loslegt, einen verfehlten Naturschutzgedanken zu kritisieren, scheint dem Rezensenten das Erzählerische vom Belehrenden verdrängt und die "kleine" Geschichte überstrapaziert zu werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.05.2009

Dem Trend zur kleinen Geschichte folgt dieses Buch auf vorzügliche Weise, erklärt David Oels in seiner Besprechung. Dass der Band die dickeren Bücher des Autors erheblich kürzt und zugleich Natur historisch-literarisch fasst, gefällt dem Rezensenten. Immerhin gelinge es Hansjörg Küster, auf die Art zu zeigen, wie sehr unser Blick auf Landschaften metaphorisch geprägt ist und idealisierend übertragbare Leitbilder entstehen lässt. Wenn Küster von hier aus die folgenreiche Verwechslung von Natur und Landschaft thematisiert und einen "verfehlten Naturschutzgedanken" kritisiert, verwandelt sich der kleine Band für Oels allerdings vom "ungekünstelt eleganten Essay" in eine Predigt, die "belehren, nicht unterhalten" möchte. Das findet er nun wieder bedauerlich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2009

Burkhard Müller lässt sich nach Hansjörg Küsters Büchern über den Wald oder die mitteleuropäische Landschaft jetzt auch gern mit diesem schmalen Band mit einer Geschichte der Landschaft die "Augen öffnen". Der Hannoveraner Pflanzenökologe scheidet darin nicht nur präzise die Begriffe Landschaft und Natur, er macht auch deutlich, dass die Vorstellung eines stabilen Naturzustands irrig ist, stellt der Rezensent interessiert fest. Am Beispiel der Lüneburger Heide erkläre Küster, dass das hochgeschätzte Landschaftsbild der Heide das Ergebnis einer massiven Abholzung war, also keineswegs einen Urzustand darstelle. Indem der Autor zudem den modernen Naturschutz, dem er einen "Mangel an Reflexion" unterstellt, unter die Lupe nimmt, wirft er wichtige Fragen auf, die sonst gewöhnlich in "überstürzten Antworten" zugedeckt werden, so Müller sehr eingenommen.
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