Hannes Loh, Sascha Verlan

HipHop. Sprechgesang: Raplyriker und Reimkrieger

Ein Arbeitsbuch
Cover: HipHop. Sprechgesang: Raplyriker und Reimkrieger
Verlag an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr 2000
ISBN 9783860725542
Paperback, 110 Seiten, 12,78 EUR

Klappentext

Ob die Fantastischen 4 oder Fettes Brot: Man hört wieder deutsche Texte, tanzbare Alltagslyrik, gelebte Sprache der Kids von heute. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Ossis und Wessis, Drogenkonsum und Geschlechterverhältnis: Die Lyrik des Rap bezieht Stellung zu den Themen unserer Zeit. Aber sie erzählt auch seicht und witzig von Liebe, Freundschaft und dem (Un)sinn des Lebens. Lassen Sie Ihren SchülerInnen den frischen Wind des Rap um die Nase wehen! Pusten Sie dabei nur nicht gleich die deutschen Klassiker in die staubige Ecke. Denn das eine lässt sich mit dem anderen fruchtbar verbinden: Die SchülerInnen vergleichen Hesses Demian mit einem Text über das Erwachsenwerden von Fettes Brot. Sie schlagen die Brücke von den "Battle-Texten" des HipHop zurück zu den Sängerkriegen des Mittelalters. Und natürlich versuchen sie sich auch selbst als RaplyrikerInnen und als kritische Beobachter und Kommentatoren unserer Gesellschaft. Mit zahlreichen Informationen, Materialien und Arbeitsanregungen erleichtert Ihnen das Arbeitsbuch den zeitgemäßen Deutsch-, Musik-, Sowi- und Projektunterricht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.01.2001

"Deutscher HipHop ist im Mainstream angekommen" stellt Thomas Winkler zu Beginn einer Kritik fest, die sich mit drei Büchern über die deutsche HipHop-Szene auseinandersetzt.
1) Verlan/Loh: "20 Jahre HipHop in Deutschland"
Etwas skeptisch tituliert Winkler diesen Band als "Standardwerk ".Er konzediert zwar, dass er sich um eine "objektive Draufsicht" auf das Phänomen bemüht, findet die Beiträge der beiden Autoren aber letztlich doch zu persönlich gefärbt. Sascha Verlan wirft er vor, dass er vor lauter Interviews mit Beteiligten die im Titel versprochene Distanz verliert, und seinem Partner Hannes Loh kreidet er eine allzu aufdringlich politische Sichtweise dieser Jugendkultur an - dass Rapper häufig frauenfeindlich und homophob sind, rechtfertigt für Winkler noch keine Gleichsetzung mit Neonazis. Lobend merkt Winkler schließlich an, dass dieser Band sich trotz allem um ein "umfassendes Bild" bemühe. Auch die Auseinandersetzung mit bestimmten soziologischen Phänomenen - etwa mit der Verdrängung der Migrantenkinder, die anfangs die Szene dominierten, durch deutsche Mittelstandskinder - findet Winkler erwähnenswert.
2) Krekow/Steiner: "Bei uns geht einiges"
Die Autoren dieses Bandes, Sebastian Krekow und Jens Steiner, sind aktiv Beteiligte der Szene, erläutert Winkler - Distanz darf man von diesem Band also gar nicht erst erwarten. Der Band scheint ein buntes Sammelsurium aus Interviewäußerungen, Porträts und Selbstverständigungstexten zu präsentieren - ein bisschen mehr Schlussredaktion hätte ihm nach Winkler gut getan. Als "Familienalbum" mag Winkler diesen Band akzeptieren, auch wenn ihm die Arroganz der Autoren gegenüber der kommerziellen HipHop-Gruppe "Die Fantastischen Vier" sichtlich auf die Nerven geht. Ihre Argumente findet er hier insiderhaft und falsch, denn nach Winkler haben die "Fantastischen Vier" "das Bild der ganzen Kultur hierzulande geprägt wie kein anderer Act, ob einem das nun gefällt oder nicht". Das etwas Sektiererische beider Bücher bittet Winkler, auch positiv zu sehen: als "Blick in den Bauch einer Subkultur".
3) Verlan/Loh: "Sprechgesang: Raplyriker und Reimkrieger"
Den dritten Band verfassten wiederum Sascha Verlan und Hannes Loh - aber dieser Band soll ein Arbeitsbuch für den Deutschunterricht an den Schulen sein. Hier findet Winkler den missionarischen Eifer der beiden Autoren aber aufs Angenehmste gezügelt und freut sich vor allem an der Präsentation zahlreicher HipHop-Texte, die ihre Geschichte schon selbst erzählten. Die Geschichte des HipHop werde allgemeinverständlich dargeboten. Allenfalls die literaturgeschichtliche Einordnung des Raps in einen langen Zusammenhang von Meistersingerwettbewerben bis hin zu Kurt Schwitters` Dada-Poesie scheint Winkler etwas gezwungen.
Stichwörter