Günter Kunert

Der alte Mann spricht mit seiner Seele

Cover: Der alte Mann spricht mit seiner Seele
Wallstein Verlag, Göttingen 2006
ISBN 9783835300439
Gebunden, 106 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Man kennt den Dichter Günter Kunert als einen, der die Weltläufte immer skeptisch oder doch zumindest abwartend verfolgt hat. Gewiss war er eher ein Warner als ein Apologet der Zukunft. Nun hat er ein Buch mit Miniaturen geschrieben, stets beginnend mit den drei Worten "Der alte Mann", in denen er sich in einem hintergründigen, oft heiter-selbstironischen Ton über die Schulter schaut. "Der alte Mann"zieht Bilanz, er blickt naturgemäß eher zurück als nach vorn, wehmütig zuweilen, weil die Kräfte nachlassen, mit denen der Alltag gemeistert werden muss. Von vielem heißt es Abschiednehmen. Das Treppensteigen fällt schwerer als früher, aber auch die Rolltreppen im Kaufhaus haben ihre Tücken, und beim Bezahlen lässt sich das Kleingeld nicht mehr so leicht aus dem Portemonnaie abzählen. Dass manche Wahrnehmungen blasser werden, ist betrüblich - allerdings nicht nur, denkt man an die Zumutungen unserer Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.01.2007

In Günter Kunerts jüngstem Gedichtband zielen die Reflexionen des lyrischen Ich auf das "Verschwinden", meint Nico Bleutge, der das wohl für eine Altersfrage hält. Während dem Körper in Verwunderung beim Altern zugesehen wird, bleibt "Wahrheit" trügerisch, so der Rezensent, dem es gefällt, dass sich Kunert nicht auf schnelle Pointen verlegt, sondern dem Thema mit Ironie und Melancholie begegnet. Beim epischen Ton seiner rhythmisch freien Gedichte verlegen sie sich dennoch nicht aufs Lehrhafte, so der Rezensent erleichtert, was er einer gewissen offenen Mehrdeutigkeit geschuldet sieht. Wo sie fehlt, dräut eben doch der "Kalauer", bedauert Bleutge, dem bei einigen Texten am Ende des Buches die Resignation allzu deutlich aus den Gedichten spricht, um ihn gänzlich von diesem Band zu überzeugen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Altersbildnisse haben Zukunft. Wenn sie derart wenig resignativ daherkommen und vor Ironie sprühen wie in Günter Kunerts neuen Gedichten, hat Walter Hinck gar keinen Zweifel daran. Ironie als Mittel der Distanzierung hält Hinck übrigens für angebracht, wenn es um körperliche Gebrechen geht. Die Übereinstimmungen zwischen lyrischem Ich und Autor bleiben ihm auch so nicht verborgen: Kunert spricht über Kunert - als alter Mann. Wie der die Missgeschicke des Alltags zunehmend als symbolische Zeichen erfährt, scheint Hinck nachvollziehen zu können. Ebenso Kunerts gar nicht altersschwache Skepsis. Und wenn es ihm doch einmal zu zynisch wird in Kunerts Gedichten, dann weiß er: schuld ist die Übermacht der Melancholie.
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