Günter de Bruyn

Der neunzigste Geburtstag

Ein ländliches Idyll
Cover: Der neunzigste Geburtstag
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783103973907
Gebunden, 272 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Geschichte aus der deutschen Gegenwart. Wittenhagen in Brandenburg: Hedwig Leydenfrost lebt zusammen mit ihrem Bruder Leonhardt, einem pensionierten Bibliothekar, im Dorf ihrer Kindheit. Die Familie will im kommenden Sommer Hedwigs neunzigsten Geburtstag feiern und das Fest mit einer Spendenaktion für Flüchtlinge verbinden. Es ist das Jahr, in dem die Kanzlerin sagt: 'Wir schaffen das.' Die Monate vergehen, es wird Winter und bitterkalt in der märkischen Provinz. Auf Eis und Schnee folgt die Schlehen- und Apfelblüte. Die Jahreszeiten wechseln sich ab, das große Fest für Hedwig Leydenfrost rückt immer näher. Der letzte Frühling, der letzte Sommer vielleicht nach einem langen Leben. Erstmals seit über dreißig Jahren erzählt Günter de Bruyn wieder eine Geschichte aus der deutschen Gegenwart. Es ist eine Geschichte über das Leiden an der Politik, über den Wert unserer Erinnerung und eine fremd gewordene Zeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.10.2018

Rezensent Harry Nutt lässt sich von Günter de Bruyn in ein brandenburgisches Dorfidyll entführen, das so idyllisch nicht mehr ist, obgleich politische Ideologien und Tagespolitik diese Dorfgemeinschaft eher streifen als irritieren, wie er feststellt. Wie liebevoll der Autor Topografie, Figuren und Stimmungen arrangiert, findet Nutt einzigartig und nur manchmal gestört von kulturpessimistischen Anklängen. Als kritischen Gesellschaftsroman möchte der Rezensent das nach 30-jähriger "belletristischer Abstinenz" des Autors erscheinende Buch nicht lesen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.10.2018

Dass Günter de Bruyn zu seinem eigenen 90. ein neues Prosabuch, einen Roman, vorlegt, freut den Rezensenten Gustav Seibt. Wenn der Autor den deutschen Widerstandsgeist des 20. Jahrhunderts auf einem Gutshof im Brandenburgischen behandelt, sieht sich Seibt wie sooft bei diesem Autor quer durch die Zeiten geführt. Sobald de Bruyn allerdings aktuelle Zeitumstände berührt und politisch korrekte Sprache und Sozialverhalten anmahnt, findet Seibt die Anschauung vom Weltlauf zu dünn, zu sehr Meinung, polemisch und ungerecht: Diskutiert wird über Flüchtlingspolitik, Willkommenskultur, Islam und "Ehe für alle"; die Rolle der Medien wird dabei ebenfalls mitreflektiert, so der Rezensent, dem hier die persönliche Anschauung fehlt. Alles Nahe und Persönliche dagegen scheint ihm stark wie je bei diesem Autor.
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